Der Boxer
Tagsüber sitzt Cüneyt Altintas im Büro der Kassenärztlichen Vereinigung und ist Teil des Gesundheitswesens. Nach Feierabend steht der 38-Jährige im Ring und verpasst seinen Sparringspartnern manchmal ein blaues Auge. Der gebürtige Fürstenfeldbrucker mit türkischen Wurzeln hat noch einmal die Herausforderung gewagt und ist der einzige Profiboxer im Landkreis. Den Vertrag hatte er 2018 unterschrieben, nachdem er zuvor 13 Jahre nicht mehr aktiv war. Mittlerweile hat er in der Halbschwergewichtsklasse 14 Kämpfe absolviert, ist 14-mal ungeschlagen und auf dem Sprung in die Top 100 der Welt. Bei 13 Duellen gingen die Gegner k.o. Als ich ihm neulich mal wieder gegenüberstand (nicht im Ring, sondern im Café), erklärte mir der Gentleman-Boxer mit Krawatte und im Anzug die Feinheiten der großen Faustkampfkunst, die er in der Talentschmiede des Brucker BC Piccolo gelernt hat: „Ich kann den Gegner lesen. Das ist meine große Stärke als Konterboxer. Altintas‘ Spezialität sind Leberhaken: „Das wirkt im Körper wie ein Kurzschluss.“ Ob er Mitleid mit dem Gegner hat? „Manchmal“, gesteht der 38-Jährige. „Aber das gehört nun mal dazu. Grundsätzlich will kein Boxer sein Gegenüber verletzen und meist gibt es hinterher auch kein böses Blut.“ Das aggressive Posing vor Profiduellen sei nur Show. Wer dem Boxer privat begegnet, erlebt ihn seriös, bodenständig und „ausgesprochen friedlich.“ Die Ehefrau verfolgt die Kämpfe trotzdem nur selten: „Sie kann einfach nicht zuschauen.“