Happy Birthday, Bahnhof Puchheim!
Fotos: Stadt Puchheim / Corinna Eichberger-Renneisen – Text: Petra Neumaier
Viel ist nicht von dem einstigen Bahnhofsgelände übrig geblieben – einzig die „Restauration“ steht noch – wenn auch optisch modernisiert. Ansonsten ein paar Lagepläne und einige Postkarten, auf denen das typische Bahnhof-Backsteinhaus zu sehen ist. Austauschbar und doch das einstige, stolze Zeichen einer aufstrebenden Gemeinde. Die sollte sich jedoch erst zu einer solchen entwickeln. Und sogar zu einer Stadt! Auch dank des Bahnhofs, der in diesem Jahr mit einer Vielzahl von Aktionen seinen 125. Geburtstag feiert.
Wegen der damals wenigen, in Puchheim (Ort) lebenden Menschen wurde der Bahnhof jedenfalls nicht errichtet. So viel steht fest. Ansonsten wären die Gleise, die 1873 von Pasing nach Buchloe verlegt wurden, sicherlich näher an das Dorf gelegt worden. Nur eine Haltstelle bekam sie um 1896 für eine Handvoll Pendler. Mehr als zwei Kilometer Ebene entfernt.
Die große Veränderung kommt mit dem Bau der hochmodernen „Hausmullfabrik“: Als die Münchner nach der Einführung der geregelten Müllabfuhr nicht mehr wussten, wohin mit dem Abfall, beschließen sie, auf entfernter Flur eine Anlage zu bauen. Hierhin soll der Müll verbracht und sortiert werden. Die Wahl der Betreiber fällt auf die Einöde bei Puchheim. Innerhalb eines Jahres wird die Fabrikanlage an der Haltestelle gebaut und 1898 in Betrieb genommen. Tagaus, tagein rattern ab diesem Zeitpunkt die Züge an und ab. Die Haltestelle wird zur Station für Vorort- und Personenzüge aufgewertet und die Bahnhofsrestauration gebaut. Ein Jahr später folgt das Bahnhofsgebäude selbst.
1899 wird der Bahnhof offiziell eröffnet. Und damit ist auch die ersehnte vollwertige Anbindung an die Landeshauptstadt auf dem Schienenweg hergestellt. Erste Arbeitersiedlungen entstehen. Denn auf dem Land kann man auch günstig wohnen. Es dauert nicht lange, da entstehen Wohnviertel, Kirchen, Schule und Geschäfte.
Eine regelrechte „Blütezeit“ erlebt der Bahnhof von 1910 bis 1914. Bis zu 20 000 Schaulustige kommen mit dem Personenzug, um die „atemberaubenden Kunstflüge“ der Luftfahrtpioniere auf dem Flugfeld Puchheim mitzuerleben. Im Ersten Weltkrieg sind es dann Kriegsgefangene, die in Waggons zu den Baracken (umfunktionierte Hangars und Neubauten) gebracht werden.
Als die Hausmullfabrik 1949 schließt, ist „Puchheim Kolonie“ (ursprünglicher Name) längst zum Ortsteil gewachsen. Einem vom Dorf entfernten, aber mit Bahnhof. Das stolze Gebäude selbst muss wegen des Umbaus des Schienennetzes für die S-Bahn einem nüchternen Flachbau weichen: 1971 wird es abgerissen – vergessen ist es nicht.
Und so wird der Bahnhof gefeiert:
Großer Festakt für alle Bürger
Donnerstag, 16. Mai, 19 Uhr im Puchheimer Kulturcentrum:
Programm: Ausstellungseröffnung, Vorträge, Musik und Quiz: Zu gewinnen gibt es eine Freifahrt mit dem Dampfzug im September
Vorstellung der Sonderbriefmarke
Donnerstag bis Sonntag, 4. bis 7. Juli
Kleine Ausstellung und Videopräsentation mit alten Bildern
beim Stadtfest.
Samstag und Sonntag, 14. und 15. September
Großes Bahnhofsfest mit historischer Dampfeisenbahn-Fahrt
Buntes Programm für die ganze Familie, Biergarten
Außerdem: Zahlreiche Vereine nehmen das Thema in ihren Programmen auf. So auch die Volkshochschule.
Der Verein d`Buachhamer
Eigenes Jubiläum kann der Verein für Kultur, Brauchtum und Heimatgeschichte Puchheim e.V heuer selbst feiern. 1994, also vor 30 Jahren, entstand er aus dem Arbeitskreis Kultur Brauchtum Geschichte und war Teil des Projekts „Dorferneuerung Puchheim“. Zunächst lag der Schwerpunkt der Geschichtsforschung und der kulturellen Veranstaltungen auf Puchheim-Ort. Mit der Zeit wurden die Aktivitäten auch auf Puchheim-Bahnhof ausgeweitet. Vor 25 Jahren wurde der Arbeitskreis in einen gemeinnützigen Verein umgewandelt mit dem Namen „d’ Buachhamer“, entsprechend der historischen Ortsbezeichnung.