MOMENT MAL …

MOMENT MAL …

Foto: Corinna Eichberger-Renneisen, Text: Petra Neumaier

 

Auf der Liste der Baudenkmäler sucht man es vergeblich. Immerhin erscheint es auf dem tripadvisor Portal der „Top 10 Sehenswürdigkeiten von Fürstenfeldbruck“ – allerdings erst auf Platz zwölf! Und auch sonst, stellt Stadtführern Petra Vögele auf ihren Touren fest, wissen die Wenigsten, was es damit auf sich hat. Wenn sie es je bemerkt haben. Dabei ist das Denkmal riesig und so auffällig, dass es gar nicht übersehen werden kann. An der Schöngeisinger Straße steht das einer Burg nachempfundene Monument, auf einer kleinen Wiese und mit dem Rücken halb in einem künstlich aufgeschütteten Hügel: Das Stadterhebungsdenkmal. 86 Jahre lang ist es schon an Ort und Stelle – wenn es auch ursprünglich ein bisschen anders ausgesehen hatte.

 

Denn als der beauftragte Architekt und Brucker Künstler Wilhelm Donaubauer es anlässlich der Stadterhebung (Herbst 1935) im Mai 1936 zum Volksfest enthüllte, trug es deutliche Zeichen der nationalsozialistischen Regierung: So prangte mittig der Reichsadler. Der wurde nach Ende des Zweiten Weltkrieges postwendend entfernt und stattdessen das Stadtwappen sowie die beiden flankierenden Schriften auf bunten Glasbausteinen angebracht: Eine erinnert an die Ernennung zum Markt im Jahr 1305 und die andere an die Stadterhebung 1935. Neueren Datums sind zwei weitere Tafeln zu den ersten beiden beurkundeten Partnerstädten: Livry-Gargan (Frankreich) von 1967 und Cerveteri (Italien) 1973.

 

Bleibt die Frage: Warum eine Burg? Darüber lässt sich nur spekulieren. Vielleicht, weil jene als Inbegriff des uneinnehmbaren Deutschen Reiches galten oder weil in grauer Vorzeit die Stadt von zwei Burgen flankiert wurde: Gegenpoint und Engelsberg. Sicher ist nur: Der erste Entwurf des Denkmals war weit protziger und mächtiger – und war sogar den damaligen Funktionären zu viel.

 

Ps: Eine weitere Besonderheit ist die Tuffsteingrotte des Denkmals, die das „Burgtor“ füllt. Aus ihr sprudelte einst ein Brunnen, dessen Wasser in ein Bächlein mündete, über welches sogar ein Brückchen führte.

Dominik Nagel

Dominik Nagel

Der große Blonde mit dem schnellen Schulterwurf

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