Margit Quell
Keine andere Sportlerin hat so viele paralympische Medaillen gewonnen wie Margit Quell. Und das in zwei völlig unterschiedlichen Sportarten. Die seit einer Polioerkrankung als Kind auf den Rollstuhl angewiesene Mammendorferin gewann als Leichtathletin und Schwimmerin zwischen 1968 und 1988 bei sechs Paralympic-Teilnahmen zehnmal goldenes Edelmetall. Weshalb sie als Ehrenmitglied der weltumspannenden paralympischen Familie alle zwei Jahre zu den stets nach Olympia stattfindenden Sommer- und Winterspielen für Sportler mit einem körperlichen Handicap eingeladen wird. Doch heuer verhindert Corona die Reise nach Tokio, wo die Paralympics eigentlich ab 24. August ausgetragen werden sollen. 2004 bei den Spielen in Athen rollte mir Margit Quell auf der Esplanade zwischen Pressezentrum und Olympiastadion entgegen. Wir waren beide so perplex, uns unabgesprochen so fern der Heimat zu begegnen, dass wir uns zunächst sekundenlos wortlos anstarrten. Das griechische Stelldichein hatte zur Folge, dass die Mammendorferin seitdem alle zwei Jahre von den Winter- und Sommerspielen ein stets gern gelesenes Tagebuch für die Zeitungsleser verfasst hat. Die werden heuer auf die japanischen Eindrücke der weitgereisten, bis auf Australien schon auf allen Kontinenten gewesenen Sport-Koryphäe verzichten müssen. „Es dürfen nur Aktive und Betreuer mit, wir wurden ausgeladen“, bedauert die immer noch top-fitte Quell, die Ende Mai ihren 73. Geburtstag gefeiert hat, den zwangsweisen Reiseverzicht. Doch die Winterspiele im Januar in Peking bleiben auf der Agenda.