Gerhard Knöchel
Kaum ein anderer hat die regionale Fußballszene so geprägt wie Gerhard Knöchel. Mir drängt sich da stets der Vergleich mit Uli Hoeneß auf. Was die Manager-Größe beim FC Bayern fabrizierte, kopierte der ehemalige Kripobeamte im verkleinerten Maßstab nach Fürstenfeldbruck und war die graue Eminenz bei dem jahrzehntelangen Nummer-eins-Klub im Landkreis. Unvorstellbar, dass der mittlerweile 80-Jährige jetzt fast gar nichts mehr mit Fußball am Hut hat. Statt markiger Worte und zorniger Schiedsrichterschelte kommt nun so ein Spruch: „Ich putze in meiner Wohnung jeden Tag ein Zimmer und gehe sonntags zum Schafkopfen.“ Leise Töne aus dem Mund eines einst von den Nachbarvereinen ebenso gefürchteten wie hass-geliebten Funktionärs, der mir als Jungspund-Reporter den auch nach 40 Jahren noch immer im Ohr klingenden Satz zugeraunt hat: „Schreib über mich, was du willst. Hauptsache, es steht was in der Zeitung.“ Trotz in unseren Branchen unvermeidbarer Meinungsverschiedenheiten hat mir der in Oberfranken geborene „Gung“ (der Spitzname steht dort für „der Junge“) vom jährlichen Kanaren-Urlaub stets eine Stange der nur dort erhältlichen Billig-Zigaretten mit dem schon damals ungesunden Markennamen „Coronas“ mitgebracht. Auf ein gesundes Maß geschrumpft ist unser beider Abstand zum Fußball. Wobei Knöchels Seitenwechsel nach dem eher unfreiwilligen Abschied vom mittlerweile sportlich abgestürzten Verein echt frappierend ist. So verfolgt der einst größte Damenfußball-Lästerer weit und breit nun regelmäßig Münchens Champions-League-Frauen im FC-Bayern-Campus. Und kreuzt dort manchmal zwangsläufig die Wege von Uli Hoeneß.