Christian Böck

Lebenskünstler ist wohl die richtige Bezeichnung für einen Tausendsassa, der tagsüber im gutbürgerlichen Leben mit seinem Allerweltsnamen einen Hausmeisterservice betreibt, sich in der Mittagspause ganz legal mit einer Spraydose bewaffnet und Wände besprüht, um dann nachts unter einem Pseudonym die Partyszene zu rocken. Als Christian Böck alias DJ Cis 2015 in einem Gaudi-Bus das Tanzverbot an Allerheiligen umfahren und damit die bayerischen Behörden provozieren wollte, durfte ich ihn als Exklusiv-Reporter durch die Skandal-Nacht begleiten. Die Aktion machte bundesweit Schlagzeilen. Mittlerweile ist der 49-Jährige als Discjockey international unterwegs und fliegt regelmäßig im Linienjet auf die Partyinsel-Hochburgen am mallorquinischen Ballermann oder Ibiza. Und Platten, wie vor 35 Jahren erstmals im Brucker Jugendzentrum Nord, legt der bekennende Modern-Talking-Fan auch nicht mehr auf, sondern steht am Hightech-Mischpult, um seinem transportablen Musik-Computer je nach Wunsch sowohl House- und Technoklänge als auch Schlager-Ohrwürmer zu entlocken. Weil er das feine Gespür für den guten Ton am richtigen Ort hat, wird er von türkischen Hochzeitsgesellschaften ebenso gebucht wie für eine heiße Eislaufparty bei frostigen Temperaturen. Künstlerisch wertvoller und nachhaltiger sind aber die farbenfrohen Objekte, die der Wahl-Eichenauer mit seinem Gilchinger Graffiti-Partner Leander „Lando“ Holzapfel im Auftrag von Hausbesitzern auf zuvor schmucklose Wände zaubert. Die Kunstwerke haben bereits Kult-Status und sind in Olchings Daxerhof-Biergarten ebenso zu bewundern wie auf fast allen Trafohäuschen der Brucker Stadtwerke.