Vog“ach, wie schön!“

Vog“ach, wie schön!“

Fotos: Corinna Eichberger-Renneisen, Text: Ricarda Traub

Vogach, an einem ganz normalen Wochentag zu einer ganz normalen Tageszeit: Nur vereinzelt passieren Autos den Ort und man fragt sich schon ein wenig, wo die denn eigentlich hinwollen, nachdem sie das Ortsausgangsschild hinter sich gelassen und auf weiter Flur außer Sichtweite geraten. Denn außer Feldern und ein paar Wäldern gibt es im weiten Umkreis nichts zu sehen. Und gerade auch keine Menschen. Nicht in den gepflegten Gärten und schon gar nicht auf den wenigen, kleinen Straßen, die sich an den Häusern vorbeischlängeln und zumeist auf Feldwegen enden. So unscheinbar das Pfarrdorf auf den ersten Blick scheint – Vogach hat einiges zu erzählen. Fernab vom Trubel der restlichen Welt.

Nicht oft aber immerhin fahren auch Busse nach Vogach.

Zurück ins 17. Jahrhundert: In dem kleinen Ort mit dem hübschen Schlösschen nebst Brauerei, öffentlicher Uhr, Mühle und Kirche, pulsiert das Leben. Denn es liegt direkt an der „rechten Salzstraße", die von München über Aubing, Esting, Maisach, Unterschweinbach und Kissing nach Augsburg führt. Sogar noch bedeutsamer als der Weg über Fürstenfeldbruck ist diese Trasse. Und außer Salz werden hier Wein und Getreide überführt. Vor allem aber wird hier der Viehtrieb mit Schweinen, Schafen und Ochsen abgewickelt.

Längst führen natürlich andere Straßen in die größeren Gemeinden und Städte – in das beschauliche Dörflein kommen wohl eher nur diejenigen, die sich auskennen, verfahren haben, gezielt jemanden besuchen oder in den zwei örtlichen Betrieben Holz erwerben oder ein Auto kaufen möchten. Der Kfz-Meisterbetrieb Bader genießt einen bundesweiten guten Ruf – und sogar darüber hinaus.

Claudia Carmesin liebt die ländliche Idylle und freut sich auch über den Besuch von Finn, dem Hund der GUSTL-Fotografin.

Claudia Carmesin (54) lebt seit sieben Jahren in Vogach und fühlt sich rundum wohl. Die Frage, was einen hierher verschlägt, scheint dennoch berechtigt. „Aus der Haustür fallen und in der Natur sein, das wollte ich“, erklärt die gebürtige Münchnerin, die in Mammendorf aufgewachsen ist, und strahlt. Und Natur gibt es hier definitiv genug. Da steht auch schon mal eine Schafherde direkt am Gartenzaun oder ein ausgebüxter Hund direkt im Wohnzimmer. Ein Froschkonzert zum Feierabend und betörende Stille in der Nacht gibt es gratis. „Am Anfang dachte ich, ich hätte etwas an den Ohren“, sagt Claudia Carmesin und lacht, weil sie hier absolut kein Geräusch gehört hat. Langweilig wird es hier auch nicht. Spazierengehen, garteln, Reitstunden nehmen. Jedes Jahr organisiert der Schützenverein das Johannifest. „Sich einfach einmal in ein Café zu setzen“, fehlt ihr ein wenig.

„Glück und Unglück, beides trag in Ruh, alles geht vorüber, so auch du”... ist gerade so eben noch auf der Kreuzinschrift zu lesen.

Es gibt aber eine andere Sitzgelegenheit. In der katholischen Kirche St. Johannes und St. Michael zum Beispiel. Sie wurde zwar im Dorf gelassen, steht tatsächlich aber eher am Ortsrand und ist nur über einen schmalen Schotterweg zu erreichen. Das Schild, das auf eine Sackgasse hinweist, irritiert. Wer hier nicht heimisch ist, traut sich nicht, den Weg zum Gotteshaus einzuschlagen, meint man doch, privates Terrain zu betreten. So ist dem auch ein wenig. Denn das schlichte Gebäude liegt eingebettet zwischen zwei hübschen Wohnhäusern und üppigen Gemüsegärten, dahinter fließt die Glonn. 1361 findet das Kirchlein erstmals Erwähnung. Im Laufe der letzten Jahrhunderte wurden etliche Instandsetzungen vollzogen. Die im Jahr 1947 ist eine Erwähnung wert. Ohne den Denkmalschutz mit einzubeziehen, gab nämlich die Vogacher Kirchenverwaltung eine Renovierung in Auftrag. Das Ergebnis: Überputzte Deckenbilder, kindliche Bemalungen, eine unpassende Farbgebung. Ab 1959 wurden jedoch im Innen- und Außenbereich die größten Schnitzer beseitigt. Alles in Eigenregie der Dorfbewohner, federführend und koordinierend durch die damaligen Kirchenpfleger. Mehrere hundert Arbeitsstunden waren notwendig, etwa ein Viertel der Baukosten wurden durch Haussammlungen gestemmt. Das Dorf hielt zusammen. Der Anwohner Konrad Kästle war am Wiederaufbau und der Neugestaltung der Kirche beteiligt. Nachdem er 35 Jahre mit seiner Frau mitten in München gelebt hatte, verschlug es das Ehepaar nach Vogach. Der ehemalige und inzwischen 94-jährige Maler, restaurierte Figuren und bemalte die Decke des Heiligtums.

Bei der Kirche befand sich auch die Mühle. Leider ist davon nichts mehr erhalten. Ebenso wie das kleine Schloss, das um 1596, als Vogach zur geschlossenen Hofmark erhoben wurde, in dem kleinen Ort stand – jenes wurde zeitweise von Jesuiten-Mönchen aus Landsberg als Erholungsort genutzt und war bis etwa 1812 bewohnt. Nur der Gewölbekeller in der Schlossbergstraße ist bis heute erhalten.


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Steckbrief Vogach

Lage
Seit 1818 gehört das Kirchdorf Vogach zur Gemeinde Mittelstetten. Weitere Gemeindeteile: Längenmoos, Oberdorf, Tegernbach und Hanshofen.

Einwohner:
185

Namensherkunft
Das Kloster Steingaden erwähnt 1183 in seinen Urkunden Eigentum in „Vohigoue“, was so viel wie „Fuchsgau“ bedeutet. Ein „Gau“ ist eine in sich geschlossene Landschaft oder ein großer landschaftlicher Bezirk

Sehenswert
Die katholische Kirche St. Johannes und St. Michael mit schönen Heiligenfiguren. Achtung, Kirche nicht immer geöffnet. Einmal im Monat Gottesdienst

Spazierwege, Radtouren und Aktivitäten

·         Querfeldein spazieren und/oder radeln in einer hügeligen Landschaft, nahe der Glonn

·         Golf spielen in Tegernbach

·         Rundweg von Vogach Richtung Baindlkirch; Weg führt über kleine Kapelle. Leichte Wanderung, ca. 7 Kilometer.
Start: Bushaltestelle Vogach. Leicht begehbare Wege, teils auf Feldwegen und Straßen.

Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr
Buslinie 838 nach Tegernbach/Fürstenfeldbruck
Ab 05:00 Uhr bis ca. 22:00 Uhr alle 40 Minuten
Kein Betrieb an Sonn- und Feiertagen

Ein sehr persönliches Weihnachtsgeschenk

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