Toni Mang
Toni Mang war der erste echte Weltstar, der mir ein paar Zeilen in den Notizblock diktierte. Der viermalige Motorrad-Weltmeister hatte 1988 gerade seinen Rücktritt erklärt und dafür ein Festzelt in seinem Heimatort Inning aufstellen lassen. Dass ausgerechnet ich, der grün hinter den Ohren ehrfürchtig aufblickende Reporter-Jungspund, diesen heiß begehrten Termin bekam, war wie ein Sechser im Lotto. Danach liefen wir uns immer wieder mal über den Weg. Der Zufall wollte es, dass ich ihn nun ausgerechnet an einem denkwürdigen Jubiläumstag mal wieder angerufen habe. Wie’s so geht, wollte ich wissen, und was er als 71-jähriger PS-Pensionär noch so alles bewege. Ich wusste, dass die Original-Kawasaki, mit der er bei 154 WM-Starts 42 Siege feierte und 84 Mal auf dem Podium stand, seinen Wintergarten schmückt. Was ich nicht ahnte war, dass sich just an diesem Tag ein einzigartiges Ereignis zum 40. Mal jährte: Am 2. August 1981 wurde Mang im englischen Silverstone Doppelweltmeister und damit Deutschlands erfolgreichster Motorrad-Sportler aller Zeiten. Der Champion, der als Kind in vier Märchenfilmen vor der Kamera stand (darunter als Hauptdarsteller in „Die Bremer Stadtmusikanten“), hatte sich nach dem Karriere-Ende ein Haus in Zankenhausen mit Blick auf seine Inninger Heimat gebaut. Das Gebäude intakt zu halten, ist nun eines seiner alltäglichen Lebensinhalte. Ansonsten tüftelt und bastelt das Technik-Genie im Keller an neuen Erfindungen. Einen Motor für Blockheizkraftwerke etwa. Oder er holt eine nagelneue Kawasaki aus der Garage. Gefahren wird damit aber niemals auf einer normalen Straße. Freie Fahrt gönnt sich der Champion im Ruhestand ausschließlich auf abgesperrten Rennpisten.