Der Apfelbauer aus Spielberg

Der Apfelbauer aus Spielberg


FOTO: Corinna Eichberger-Renneisen TEXT: Ricarda Traub

„An apple a day keeps the doctor away.“ Die empfohlene Verzehrmenge des englischen Sprichworts dürfte für Florian Kleinschroth kein Problem sein, schließlich sitzt er direkt an der Quelle: Er ist Apfelbauer in Spielberg und für 4000 Obstbäume verantwortlich.  

Der Apfelgarten, der auch Kirsch- und Birnbäume umfasst, ist seit Januar 2021 Teil des Kartoffelkombinats, einer genossenschaftlich organisierten Gemeinschaft. 1800 Haushalte werden für rund 70 Euro im Monat wöchentlich mit Ernteanteilen in Form einer Obst- und Gemüsekiste versorgt. Frisch, saisonal und in Spielberg angebaut. Die Nachfrage ist groß, die Warteliste lang und neue Anbauflächen dringend notwendig.

Die Apfelbäume brauchen übers Jahr viel Pflege und Zuwendung. Winterschnitt, Sommerschnitt, Pflanzenschutz. „Viele denken, dass im biologischen Anbau nicht gespritzt wird“, erklärt Florian Kleinschroth, „tatsächlich ist das mit dem aktuellen Anbausystem im intensiven Obstbau für den Schutz vor Krankheiten und Schädlingen aber unerlässlich“. Die Mittel sind alle natürlich, dafür müssen sie aber teilweise häufiger eingesetzt werden. Im Juni ist oft eine geregelte Fruchtausdünnung nötig. Dadurch wird der Fruchtbehang reduziert und die Qualität des Ertrags gesteigert. Von September bis Ende Oktober werden die Früchte dann per Hand geerntet. Boskoop, Rewena oder Prinz Albrecht von Preußen sind nur ein paar der leckeren Sorten.  

Bevor es den 31-Jährigen nach Spielberg verschlagen hat, studiert er International Forest Ecosystem Management und arbeitet vier Jahre in Kolumbien. Dort ist er für Naturschutzgebiete und den angrenzenden Anbau von Cashews, Avocados und Eukalyptus verantwortlich. Für ihn persönlich muss es aber nicht immer zwingend die tropische Frucht sein. „Das Potenzial vieler heimischer Pflanzen, wie Holunder oder Haselnüssen, wird oft unterschätzt.“ Ende 2018 kommt er wieder nach Deutschland, arbeitet dort in einer Gärtnerei und macht eine Ausbildung zum Baumwart für Obstbau. Die Ausschreibung für den Apfelbauer in Spielberg kommt dann wie gerufen.  

An seinem Job mag der Familienvater vor allem die Entwicklungsperspektive. Streuobstwiesen möchte er unbedingt wieder etablieren. Zwar ist diese traditionelle Form des Obstanbaus weniger ertragreich, dafür aber mit einem geringeren Aufwand und einem ökologischen Mehrwert verbunden. „Veränderungen sind leider oft schwierig und betriebswirtschaftlich nicht so einfach“, bedauert Florian Kleinschroth, „hier im Landkreis sehe ich für dieses Konzept aber viel Potenzial.“

 

Bildunterschrift
Nachhaltige Anbausysteme und ein naturnahes Wirtschaften sind für Florian Kleinschroth besonders wichtig. „Wenn man die Natur versteht, erkennt man, dass sie uns unglaublich viel Gemeinwohlleistung bringt.“

Mein Schreibtisch

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Toni Mang

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