Einmal vom Bahnhof zum Ort und zurück
FOTOS Simon Katzer TEXT Petra Neumaier
Kein Zweifel: Puchheim ist eine Stadt mit Gegensätzen! Auf der einen Seite Hochhaussiedlungen und zuweilen ganz schön viel Action – auf der anderen Seite ländliche, ja fast verschlafene Idylle. Hier professionelle Kulturveranstaltungen, dort improvisierte Nachbarschaftshilfe. Getrennt durch Bahnlinien und schnellbefahrene Straßen, finanziell gestützt durch internationale Gewerbebetriebe, versorgt vom Dorfladen bis hin zum modernen Einkaufszentrum. Pulsierend und entspannend, ausgezeichnet und kritisiert: Puchheim ist vielseitig, nie langweilig und hat vor allem eines: Ein Herz, das sich dem öffnet, der es hinter seiner – zumindest in Puchheim- Bahnhof – nur bedingt attraktiven Fassade sehen möchte. Puchheim ist eben mehr als das. Und von so Manchem können andere Städte und Gemeinden nur träumen. GUSTL hat die persönlichen Lieblingsorte von und mit Bürgermeister Norbert Seidl besucht.
Der Grüne Markt in Puchheim-Bahnhof. Fußläufig vom Rathaus zu erreichen und überraschend schön: Hier pocht nicht nur das Herz von Norbert Seidl. Hier ist das Herz der Stadt – und ein besonders hübsches noch dazu: Riesige alte Bäume, ein noch höherer Maibaum, eine große grüne Verkehrsinsel, eine alte Schule und ein kleiner Park. Dazu ein hübsches Kaffeehaus mit Tischen und Bänken. „Endlich wieder Kulinarik am Platz“, freut sich nicht nur der Bürgermeister, der im Schatten der Bäume gerne einen Kaffee und Kuchen genießt. Und noch schöner soll es hier werden. Nach der bereits geplanten Umgestaltung. Dann entsteht hinter der alten Schule ein Bildungshof, der Marktplatz wird vergrößert und bietet Raum für größere Feste. „Vielleicht sogar mal für ein Beachvolleyball-Turnier“, kann sich Norbert Seidl vorstellen.
An dem herrlich blühenden japanischen Kirschbaum im Hof der Pfarrei St. Josef kommt man im späten Frühling einfach nicht vorbei – auch nicht der Bürgermeister. Entsprechend war der Fotostopp auf dem Rückweg gar nicht geplant. Doch umso mehr versüßte der Anblick der zartrosa Blüten das Posieren vor dem Fotografen, welches Norbert Seidl „eigentlich nicht unbedingt haben muss…“
Ortswechsel. Etwa 3,5 km Luftlinie vom Bahnhof entfernt nach Puchheim-Ort. Breite, flache Felder trennen die beiden, völlig unterschiedlichen Stadtteile. Norbert Seidl mag ihre Gegensätze – und die Anhöhe am Parsberg, wo er durch ein Ofenrohr in die Berge schauen kann. Oder auch nicht. Je nach Wetterlage. Ein Vogelkäfig, aus dem sich der vermeintliche Vogel befreit hat, eine Baumelbank und ein kleiner Holztraktor komplettieren die außergewöhnliche „Höhenlage“, die Ortler pflegen und hegen und die alle Puchheimer miteinander verbindet. Gerne geht der sportliche Bürgermeister von hier aus auf den Parsberg und durch die Wälder. „Puchheim“, schwärmt er, „ist das Eingangstor zum Fünf-Seen-Land.“
Wieder zurück nach Puchheim-Bahnhof. In die Schule. Wie bitte? Die Schule als Lieblingsort? Norbert Seidl schmunzelt. „Na klar“, sagt er und beim Betreten wird ersichtlich, warum. Ein Vorzeigegebäude ist der vor vier Jahren fertiggestellte Anbau der Grundschule Gernerplatz mit seinen riesigen Fenstern und breiten Innenfluren, den anheimelnden Holzwänden, Designer-Lampen, modernen Klassenzimmern – und der „Grünen Insel“: Ein quadratischer, offener Schlot, an dessen einer Seite über drei Stockwerke ein Sammelsurium an echten Pflanzen wachsen. Hammer! Findet auch der Bürgermeister, der in München leidenschaftlicher Lehrer war und darum weiß, was Schulen brauchen. „So eine hab ich mir als Lehrer jedenfalls immer gewünscht“, seufzt er und betont, dass er das Gebäude natürlich nicht für sich, sondern auch und besonders für die Kinder sozial schwächer gestellter Familien seiner Stadt hat bauen lassen. „Hier können Kinder einen guten Ort zum Lernen finden.“
Bürgermeister Norbert Seidl ist gerne in seiner Freizeit in Puchheim unterwegs. Vor allem mit dem Fahrrad!