Zurück zu den Wurzeln
Text: Petra Neumaier, Fotos: Corinna Eichberger-Renneisen, Gartenarchitekturbüro Lohde
Urlaub auf Balkonien? Ferien an der Costa del Terrassia? Was zu Zeiten der unbeschränkten Reisefreiheit eher mitleidig belächelt wurde, ist heute fast schon Luxus. Denn glücklich ist, wer in Zeiten des Lockdowns und Shutdowns und sonstigen -downs ohne Einschränkungen und schlechtem Gewissen die frische Luft genießen kann. Und die Beschäftigung bei der Gestaltung und Pflege der eigenen Naturräume ist sowieso die beste Therapie gegen den grassierenden Corona-Blues. Auch darum wurde im vergangenen Jahr so viel in Gärten und auf Balkonen gebuddelt und gepflanzt wie noch nie. Absolut im Trend: die Selbstversorgung – im Gartenbeet und im Balkontopf!
Säen, das Wachstum beobachten, die Farben bewundern und ernten: Eigentlich gibt es nichts Schöneres. Gut, Arbeit macht so ein Garten schon auch, der Nutzen ist jedoch um ein Vielfaches höher. Vor allem, wenn man seinen Grund und Boden intelligent nutzt. „Die Gemüsebeete sind in den vergangenen Monaten gewachsen“, beobachtete Martin Lohde, Landschaftsarchitekt und Organisator der Fürstenfelder Gartentage. Auch er und seine Familie nutzten 2020 die Event-freie Zeit um ihren ohnehin schon funktionalen Garten aufzurüsten.
So stand neben der Vergrößerung des Gemüsebeetes auch der Bau eines Kalt-Gewächshauses an. Ein Trend, der bei der Familie Lohde zur Leidenschaft wurde. Denn hier können nicht nur Tomaten und Paprika wachsen und andere Gemüsepflänzchen vorgezogen werden. „Mit Fliesen ausgelegt ist das Gewächshaus ein zweiter Wohnraum. Besonders in der Übergangszeit“, empfiehlt der begeisterte Fachmann.
Neben Hochbeeten erleben zudem einen regelrechten Boom die Pools und Schwimmteiche. Besonders die Naturbecken mit Flachwasserzone und wasserregenerierenden Pflanzenbereichen sind eine Bereicherung für den Garten und all seine Bewohner. Denn mehr und mehr achten Gartenbesitzer und -gestalter auch darauf, dass nicht nur die Zweibeiner in den Genuss von Pflanzen und Wasser kommen.
Balkone sind zuweilen sogar die besseren Gärten
Wer keinen eigenen Garten und „nur“ einen Balkon hat, braucht auf sein Naturparadies nicht zu verzichten. Im Gegenteil. Da gefräßige Schnecken eher selten in die höheren Stockwerke kriechen, ist der Ertrag von Erdbeeren und Salat sogar höher. Besonders gut und frei von Fäulnis und Pilzen wachsen hier auch Tomaten und Paprika. Die Gestaltungsmöglichkeiten auf dem beschränkten Raum sind außerdem groß.
Mediterranes Flair? Kein Problem. Hier ein Oliven- und / oder Zitronenbäumchen und Oleander, dort Rosmarin und Thymian und ein paar bunte Accessoires: Und schon ist man im Süden. Ähnlich – nur mit anderen Pflanzen und Beiwerk – lassen sich Balkone auch ländlich (zum Beispiel mit Geranien, Holzbank und Blumenampel), modern (wie mit schlanken Betonkübeln und Gräsern), asiatisch (Bambus und Orchideen) oder in regelrechte grüne Jungle verwandeln. Hochbeete und Pflanzsäcke bieten außerdem Platz für den Gemüseanbau (wie Kartoffeln, Karotten und Radieschen). In den Geländer-Kästen wachsen gerne frische Kräuter. Hier freuen sich zudem Insekten über weitere, blühende Einladungen.