Moment Mal…
Text: Petra Neumaier, Foto: Corinna Eichberger-Renneisen
Halb zog sie (von einem Standort zum anderen), halb sank sie: Nach mehreren Ortswechseln ist dieaußergewöhnliche Replik einer Waschmaschine seit Herbst 2020 an ihremPlatz. Halb versunken im Rasen vor dem ehemaligen Waschhäuschen (1885) der Münchner-Dachauer Papierfabriken AG und gleich neben der Kulturwerkstatt Olching am Mühlbach, kurz KOM.
Das Geschichte des Originals, das in den 1990er Jahren bei Siemens in Serien-Produktion ging, ist gleichzeitig die seines Erschaffers: 1984 hatte der Olchinger Designer und Künstler Gerd E. Wilsdorf (siehe auch GUSTL 1/2014) die Waschmaschine als Chef der Designabteilung entworfen. Sein „Erstlingswerk“. Doch nicht nur deshalb wurde es in Carrara-Marmor verewigt. 1995 war jenes Modell – dort ebenfalls halb versunken – auch Teil der Ausstellung „Archäologische Ausgrabungen im Jahr 3790“ in Straßburg. „Die Besucher sollten hier erfahren, wie sich Menschen im Jahre 3790 fühlen könnten, wenn sie ausgegrabene Gegenstände von 1980 betrachten“, erzählt Gerd E. Wilsdorf. Nach Ende der Ausstellung stand die Waschmaschine dann in seinem Garten in Olching. Bis der 73-Jährige Rentner und ehrenamtliche Senior-Experte für Unternehmen in Entwicklungsländern mit Frau und Hund nach Fürstenfeldbruck umzog.
Weil zum Wegwerfen zu schade, entschied sich Gerd E. Wilsdorf, die Waschmaschine der Stadt Olching zu stiften. 2019 war sie sogar schon vorm Waschhäuschen eingegraben. Doch noch vor der offiziellen Übergabe fuhr ein unbekannter SUV-Fahrer das Kunstwerk über den Haufen. Gerd E. Wilsdorf setzte die Teile im Winter wieder zusammen, auf dass sie im Frühjahr 2020 ein zweites Mal eingegraben werden konnte. Diesmal mit Balken gesichert. Enthüllt wurde die Waschmaschine im September. Mitsamt der dazugehörigen, erklärenden Tafel. Gerd E. Wilsdorf ist zufrieden. „Und ist vielleicht ist die Maschine ja auch der Auftakt für weitere Objekte im Außenbereich des KOM.“