Erst planen, dann pflanzen
Fotos: Corinna Eichberger-Renneisen - Text: Petra Neumaier
Sobald die Temperaturen steigen und sich die ersten bunten Frühlingsblümchen blicken lassen, ist kein Halten mehr. Ab in die Gärtnereien und los geht der Salat-, Blumen-, Bäumchen- und Sträucher-Kaufrausch! Und wie jedes Jahr wird viel zu viel gekauft – und oft ohne zu wissen, wohin man die zarten Pflanzen überhaupt platzieren will. Oh je! „Besser, man macht sich vorher einen Plan“, rät Landschaftsarchitekt Johannes Wendlinger (31) aus Gröbenzell.
Servus, Herr Wendlinger! Sie sind gerade fleißig am Zeichnen. Und mit der Hand! Gibt es keine Computerprogramme für die Gartenplanung? Johannes Wendlinger: Selbstverständlich, aber mit der Hand bekommt man noch mehr Gefühl für den Garten und hat dann oft auch neue Ideen.
Wie geht man überhaupt bei der Gartenplanung vor? Erst einmal ist es wichtig herauszufinden, was für ein Gartentyp man ist. Mag man es lieber sauber und akkurat, wild und natürlich oder will man ernten? Hat man Zeit, um sich um den Garten zu kümmern, oder braucht man einen pflegeleichten Garten, der wenig Arbeit macht? Passen die Wünsche mit dem Typus zusammen? Und welche Elemente möchte man im Garten haben? Sitzflächen, Wasser, Terrassen?
Johannes Wendlinger (31) arbeitet als Landschaftsarchitekt im elterlichen Gärtnereibetrieb in Gröbenzell, den die Großeltern Anton und Margarete Baumeister 1931 gegründet hatten.
Das sind ganz schön viele Fragen. Die Beantwortung ist aber wichtig. Hilfreich ist dabei auch, mit offenen Augen in andere Gärten zu schauen – vielleicht darf man sogar ein Foto machen? Gartenmagazine geben weitere Anregungen, die man zunächst sammeln kann.
Nehmen wir an, ich will in meinen kleinen Reihenhausgarten eine große Terrasse, einen Teich und ein Gemüsebeet haben. Auf meiner Zeichnung passt alles drauf, aber … in der Realität schaut es dann oft anders aus. Deshalb sollte man die gewünschten Elemente erst einmal mit einem Meterstab, Steinen, Seilen oder Ästen im Garten auslegen. So entsteht ein räumliches Bild und eine konkrete Vorstellung von den Dimensionen.
Eine gute Idee. Aber wie geht es weiter? Kann man jetzt loslegen? Erst, wenn man sich ganz sicher ist, dass man die Umgestaltung wirklich so haben will. Bei der Auswahl der Materialien raten wir zu regionalen Baumschulen und Steinhändlern. Ich finde, die Ökologie gehört einfach zur Gartengestaltung. Bei der Auswahl der Pflanzen sollte man die Himmelsrichtung, Sonne, Schatten und natürlich auch die Bodenbeschaffenheit wissen. Wenn die Pflanzen an für sie idealen Standorten wachsen, hat man mit ihnen nicht so viel Arbeit.
Apropos Arbeit: Machen Naturgärten weniger Arbeit? Das schaut nur so aus, stimmt aber nicht. Ein „wilder“ Garten will ebenso durchdacht und gepflegt sein.
Was ist denn gerade im Trend? Ganz klar: Bienen- und insektenfreundliche Gärten, Hoch- und Kräuterbeete.
Und was macht einen schönen Garten aus? Verschiedene Elemente: Wasser, Nutzbeete, Blumenrabatten, Hecken und Sträucher, Sitzecken … Es gibt so viele Elemente. Die Kombination und Ausrichtung sind dabei wichtig. Kräuter pflanzt man möglichst in Sichtweite des Küchenfensters – dann hat man sie im Blick und vergisst sie nicht. Die Terrasse sollte im Süden oder Westen liegen, und zur Beschattung plädiere ich für Bäume: Sie geben im Sommer Schatten und sind ohne Laub im Winter licht. Natürlich muss man wissen, wie hoch der Baum werden soll. Hecken lassen sich auch mit Beerensträuchern gestalten – die Abwechslung ist auch gut für die Natur.
Was ist besser: Lieber von Anfang an einmal richtig den Garten anlegen oder heuer mal dies, nächstes Jahr mal das? Bei Neubauten ist der Garten immer als letztes dran – und meistens ist das Budget dann schon ausgeschöpft. Dabei ist der Garten ein erweiterter Wohnraum. Man muss natürlich nicht alles auf einmal machen, aber sinnvoll ist, von Anfang an einen Plan zu haben.
Noch ein letzter Tipp für den Frühling? Die Gräser und Stauden, die man hoffentlich im Winter als Unterschlupf für Insekten stehengelassen hat, jetzt schneiden, bevor sie austreiben.