Die Kämpferin
Sie ist 160 Zentimeter groß, wiegt 52 Kilogramm, häkelt und hasst Konflikte. Doch wenn Katharina Dalisda zum Duell gefordert wird, fightet die zierliche Brillenträgerin unter dem Kampfnamen „Tigress“ wie eine Löwin und kennt keine Gnade mit den Gegnerinnen. Die Arena ist ein achteckiger Käfig. Darin ist die 32-Jährige aus Fürstenfeldbruck das deutsche Aushängeschild einer weltweit ausgeübten Kampfsportart, die in Europa lange wegen ihrer angeblichen Brutalität verpönt war. Doch mittlerweile sind Mixed Martial Arts (MMA)-Veranstaltungen salonfähig und füllen mit bis zu 20 000 Zuschauern die größten Hallen. Die Regeln sind klar: Es darf mit allen im Boxen, Judo, Karate oder Ringen erlaubten Mitteln geschlagen und getreten werden. Dalisda, die als 17-Jährige während ihres Abiturs am Viscardi-Gymnasium auch die Prüfungen zur damals jüngsten Judo-Schwarzgurtträgerin Deutschlands mit Bravour erledigte, hat zehn ihrer bislang 13 MMA-Profikämpfe gewonnen und ist die erste Deutsche, die den sogenannten Oktagon-Titel trägt. Als Fünfjährige wurde sie von ihrem Vater erstmals ins Training zum Brucker Judoclub mitgenommen. 2018 entdeckte dann ein MMA-Trainer die vielen Kampfsport-Talente, die in der jetzt in Frankfurt lebenden Sportmanagement-Studentin schlummern. „Zunächst war mir das zu brutal“, erzählte sie mir bei einem ihrer Heimatbesuche (nach jedem Kampf erholt sie sich bei den in Bruck lebenden Eltern). „Doch dann erkannte ich den Reiz dieser komplexen Sportart und meine Fähigkeit, einiges einstecken zu können.“ Bei der nächsten Titelverteidigung werde ich mich davon selbst überzeugen – natürlich als Zuschauer außerhalb des Käfigs.