Einmal München-Augsburg – mit dem Radl

Einmal München-Augsburg – mit dem Radl


Foto Corinna Eichberger-Renneisen – Text Petra Neumaier

 

Alle (Rad)Wege führen zwar nicht durch den Landkreis Fürstenfeldbruck, aber doch eine ganze Menge. Allein das Fahrradwegenetz im Landkreis selbst erstreckt sich auf eine Länge von über 700 Kilometern! Die Beschilderung ist auch vorbildlich – abgesehen einigen wenigen, verbogenen oder verdrehten Wegweisern (sehr witzig, ihr Halbstarken!). Auch überregionale Radtouren führen durch den Landkreis. Die längste ist der Ammer-Amper-Radweg, 203 Kilometer lang und von Oberammergau bis Moosburg an der Isar. Kürzer sind die Kunst- und die Hopfenschleife des Wasser-Radlweges Oberbayern – und dann gibt es noch den München-Augsburg-Radweg (MAR). 83 Kilometer lang verbindet er das Isartor in München mit dem Rathausplatz in Augsburg. Und genau diese Tour haben wir (ohne E-Antrieb) ausprobiert.

 

München – Mammendorf

 

Ausgangspunkt: Mammendorf Bahnhof. Weil der zum einen auf der Hälfte der Strecke liegt und sich für eine mögliche Teilung anbietet. Zum anderen halten hier Regionalzüge aus Augsburg. Die Rückfahrt wäre damit gesichert, ohne in Pasing umsteigen zu müssen: Dort wird gerade wieder umgebaut und einen Aufzug zwecks Gleiswechsel gibt es bis 2025 nicht.

 

Die S-Bahn nach München ist pünktlich, die Radwegkarte (www.radlland-bayern.de) ist im Handy gespeichert – der Streckenverlauf ist darauf zwar nur sehr vage eingezeichnet, aber sicher weisen Schilder den Weg. Also los.

 

Ausstieg Isartor. Der Aufzug taucht mitten in einer Baustelle auf. Gelbe Streifen am Boden allüberall, Barrieren auch. Radfahrer, Fußgänger und Autofahrer schlängeln sich rechts, links, hinten, vorne daran vorbei und irgendwie durch. Laut Karte soll die Tour am Deutschen Museum beginnen. Dass gleich daneben der Hofgarten eingezeichnet ist, hätte stutzig machen müssen. Das Ausschauhalten nach dem roten MAR-Hinweis ist vergeblich. Weil die Strecke Richtung Stadt gehen soll, wieder zurück zum Isartor. Und tatsächlich: Wegweiser und an einem leuchtet matt-rot ein winziges „MAR“: kaum größer als eine Briefmarke. Aber immerhin. Hoffnungsfroher Tritt in die Pedale – bis zur nächsten Riesenkreuzung. Keine Hinweise, wie es weitergeht. Na super!

 

Letzter Ausweg: im Navi des Handys zumindest ein paar Eckpunkte der beschriebenen Tour eingeben, auf dass man irgendwo und irgendwann eventuell wieder auf den „MAR“-Radweg stößt. Funktioniert, zumindest zeitweise. Wie beim Königsplatz: Bingo! Kurzes Aufatmen in dem schönen Park unter der herrlichen, rotblühenden Kastanienallee. Dann wieder rein ins Getümmel und schlängeln im Verkehr, durch Baustellen, vorbei an Lieferwagen und Bussen, die auf der Fahrradspur halten und immer in der Gefahr, von rasant überholenden Stadt-Radlern umgefahren zu werden. Nein, Spaß macht das nicht, und eine, wie im Flyer beschriebene „familienfreundliche Radtour“ ist das keinesfalls. Aufatmen erst beim Nymphenburgpark. Wohltuend die Ruhe auf einsamen Seitenstraßen und stillen Radwegen Richtung Aubing und Lochhausen, wo die Kirche gerade heimelige 12 Uhr schlägt. Willkommen Daheim.

 

In Gröbenzell angekommen ist der Akku des Handys leer, das Navi schwarz. Doch der Schreck ist nur kurz. Denn siehe da: unser Landkreis lässt die Fahrradfahrer nicht im Stich. Groß ist hier das rote „MAR“ Schild, jede Abzweigung, jede Kreuzung weist deutlich den Weg. Flugs ist Gröbenzell im Park und entlang der S-Bahn durchgeradelt, der Olchinger See seitlich gestreift. Mühlbach und Amper in Olching begleiten still den Weg nach Alt-Esting, wo ein Pfad hintenherum führt und dann nach Emmering leitet. Hier schnelle Stärkung in einer Bäckerei (perfekt), dann weiter im Wald nach Fürstenfeldbruck. Alles leicht zu radeln und zu finden! Kurzes Eintauchen in den Verkehr der Hauptstraße bis zum Rathaus. Dann links weg und schon ist wieder Ruhe. Genussvoll das Strampeln über den ebenen Radweg, schweißtreibend der Berg in Puch. Umso schöner ist dann die Aussicht auf der schmalen, einsamen Straße auf dem Hochplateau Richtung Aich. Kurze Erholung auf der steilen Abfahrt, bevor es wieder rauf auf den Berg zur nächsten Hochebene geht. Puhh! Doch der Kirchturm von Mammendorf schaut schon über den Horizont – und den Gewitterwolken im Rücken sei an dieser Stelle Dank, dass die Fortsetzung nach Augsburg verschoben werden muss.

 

Mammendorf – Augsburg

 

Start zwei Tage später am Mammendorfer Freizeitpark, erneut die wunderbare Beschilderung genießend – wie auch die ruhigen Radwege. Der Gegenwind bläst kräftig, insofern wäre die umgekehrte Richtung, von Augsburg nach Mammendorf, schlauer gewesen. Egal. Der Himmel ist blau, die Wiesen sind bunt, die Grillen zirpen. Mehlschwalben zischen über die Straße, Feldlerchen zwitschern und der Wind zeichnet Wellen in die noch jungen Getreidefelder. Postkarten-Idylle, inklusive kleinen Orten am Weg oder Horizont mit Zwiebeltürmchen und Alpenpanorama. Von hinten nähert man sich Hattenhofen, radelt entlang der Bahnstrecke nach Althegnenberg und erreicht – schon im Landkreis Aichach-Friedberg – Hochdorf, das seinem Namen alle Ehre macht: Steil rauf, steil runter, aber das Dorf mit den liebevoll sanierten Bauernhäusern ist außergewöhnlich und hübsch. Der Radweg im Nachbarlandkreis ist auch noch ausreichend beschildert, ist aber bis Merching hügelig: Die Blicke über weite Ebenen sind jedoch jeden Schnaufer wert. Und in Merching selbst lädt ein herrlicher Platz am Bach der nahen Mühle zur Rast ein.

 

Weiter über meist schnurgerade, ebene und einsame Radwege Richtung Mandichosee (beinah wird dabei der friedlicheSchwanensee übersehen). Umfasst von einem hohen „Deich“ ist der Lech-Stausee erst auf dem Kamm zu sehen. Segelboote tanzen auf den Wellen, Surfer springen darüber. Am Strand wehen die Fahnen des Kiosks mit Biergarten. Urlaubsstimmung! Über die Staustufe führt der Weg rechts in den Augsburger Stadtwald, der sich von hier bis in die Stadt erstreckt. Über 15 Kilometer lang radelt es sich leicht durch schattige Wälder, die sich hier und da blühenden Wiesen öffnen. Rechts und links plätschern Bäche, führen Brückchen über kleine Kanäle und laden idyllische Rastplätze zum Bleiben ein. Staunen beim Schloss in Siebenbrunn und vor dem Historischen Wasserwerk am Hochablass (Welterbe mit hochinteressantem Museum). Endlos erscheint der Stadtwald, der sich erst beim Zoo und Botanischen Garten sanft verabschiedet. Trotzdem bleibt es still und grün – bis zum Schluss, den der Park am Roten Tor bildet. Und selbst der letzte Kilometer zum Rathausplatz wird entspannt auf dem breiten Fahrradweg zurückgelegt – zum Bahnhof ist es auch nicht weiter. Ein wunderschönes Ende der Tour, die in diesem Abschnitt sehr gerne wieder gefahren wird.

 

 

 

Kurzinformationen München-Augsburg-Radweg (MAR) – Offiziell (und eigene Erfahrung)

Dauer: 5.32 Stunden (vermutlich mit E-Bike oder Rennrad berechnet – eigene Nettozeit rund sieben Stunden)

Distanz: 83 Kilometer (ohne Irrwege in München)

Gesamtsteigung: 452 Meter (gefühlt mehr)

Gesamtgefälle: 478 Meter (gefühlt weniger)

Höchster Punkt: 557 Meter

Tiefster Punkt: 478 Meter

Sehenswürdigkeiten entlang eines Radweges:

Stadt München: Hofgarten, Botanischer Garten Nymphenburg, Schloss Blutenburg (und eine Menge riesiger Baustellen)

Landkreis Fürstenfeldbruck: Olchinger See, Vogelpark Olching, Pucher Meer, Kaisersäule Puch, Edignalinde, Freizeitpark Mammendorf, Haspelmoor

Landkreis Aichach-Friedberg: (Hochdorf, Schwanensee), Mandichosee

Stadt Augsburg: (Wasserwerk, Zoo, Botanischer Garten), Rathaus und Perlachturm, Augustusbrunnen, Dom, Diözesanmuseum, Mozarthaus, Fugger und Welser Erlebnismuseum, St. Anna Kirche, Maximilianmuseum, Synagoge, St. Moritz Kirche, Schaezlerpalais, Ulrichskirchen, Augsburger Puppenkiste, Wasserwerk am Roten Tor, Fuggerei, Brechthaus, Kunstmuseum Walter und H2 Zentrum für Gegenwartskunst im Glaspalast, Staatliches Textil- und Industriemuseum

Persönliches Fazit: Ab Nymphenburg ist der MAR absolut „familienfreundlich“ und für Natur- wie für Kulturliebhaber sehr vielseitig. Die Innenstadt von München ist hingegen nur etwas für Radler mit Suizidgedanken oder starken Nerven.

 

 

Aufgeben ist keine Option

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