Zurück zu den Mooren!

Zurück zu den Mooren!

Fotos: Corinna Eichberger-Renneisen

Text: Doris Stickelbrocks

 

Über Jahrtausende hinweg – seit der letzten Eiszeit – sind sie entstanden, die Moore. Und das auch und im Besonderen im Landkreis Fürstenfeldbruck. 5090 Hektar Moor zählt hier Moormanager Andreas Fuchs, das ist ein Anteil von 11,7 Prozent an der Gesamtfläche – in ganz Bayern sind es drei Prozent. Doch zum größten Teil sind die Moore entwässert und verschwunden – und ohne Wasser, kein Moor. Dadurch sind nicht nur zahlreiche Pflanzen- und Tierarten vom Aussterben bedroht. „Kleinstlebewesen, die auf Sauerstoff angewiesen sind, können dann die im Moor angereicherte Pflanzenmasse, den Torf, zersetzen“, warnt der Fachmann. Der in der Pflanzenmasse gebundene Kohlenstoff gelangt auf diese Weise als Kohlendioxid an die Luft. So werden klimaschädliche Treibhausgase freigesetzt. Tonnenweise! Deshalb wird derzeit viel getan, um die Moore wieder zu renaturieren. Das bedeutet: wieder nass machen. GUSTL hat sich einmal im Landkreis umgeschaut.

 

Mehr Moor

 

Seit einem Jahr ist Andreas Fuchs Moormanager bei den Unteren Naturschutzbehörden der Landkreise Fürstenfeldbruck und Dachau. Er sammelt Informationen über die Moore und setzt sich für ihre Renaturierung ein. Sein Ziel ist, den CO2-Ausstoß aus Moorflächen zu verringern. Das heißt konkret, er spricht viel mit Grundstückseigentümern, um deren Moorflächen anzukaufen. „Auch wenn sie nicht verkaufen, sind viele Landwirte bereit zu Gesprächen über eine klimafreundlichere Bewirtschaftung ihrer Flächen“, freut sich der Agraringenieur, der zuvor als Projektmanager im Palsweiser- und Fußbergmoos tätig war. Seine Informationen (basierend auf der Moorbodenkarte des Bayerischen Landesamts für Umwelt) sind die Quelle der Zahlen in dieser GUSTL-Moor-Übersicht

 

Nur wenn alles durchnässt ist, wächst die Torfschicht stetig weiter – um gerade mal einen Millimeter pro Jahr.

Ampermoos

Lage: Von Grafrath bis Stegen am Ammersee

Fläche: 368 Hektar im Landkreis Fürstenfeldbruck, weitere 161 Hektar in den Landkreisen Starnberg und Landsberg am Lech

Wissenswertes: Naturschutzgebiet seit 1982 und wichtiger Lebensraum für Wiesenbrüter wie den Großen Brachvogel, Kiebitz und Bekassine.

Maßnahme: Das Sinken des Grundwasserspiegels hatte das Absacken des Moores verursacht. Viele Tier- und Pflanzenarten waren stark gefährdet. 2013 wurde bei Grafrath eine Sohlschwelle gebaut: ein Steinwall in der Amper, der den Pegel um 40 Zentimeter anhebt – eine erfolgreiche erste Maßnahme zur Wiedervernässung.

Hinweis: Es führen keine Wege ins Innere des Moors, ein Beobachtungsturm bei Kottgeisering bietet Ein- und Ausblicke.

 

Fußbergmoos Maisacher Moos

Lage: Am Ostrand der Gemeinde Maisach, direkt angrenzend ans Palsweiser Moos im Landkreis Dachau

Fläche: 585 Hektar

Wissenswertes: Das Fußbergmoos und das Palsweiser Moos sind die Reste des früheren Maisacher Mooses, das im Maisachtal bis Bergkirchen reichte. Bis in die 1960er Jahre wurde Torf abgebaut. Weiterhin wird der Moorboden entwässert, um die Flächen landwirtschaftlich nutzen zu können. Hier finden sich noch über zwei Meter mächtige Torfschichten.

Maßnahme: Seit 1984 pflegt der Landesbund für Vogelschutz (LBV) im Kernbereich wertvolle Lebensräume für seltene Tier- und Pflanzenarten und hat Flächen gekauft. Auch der Bund Naturschutz ist aktiv.

 

Graßlfinger Moos

Lage: Graßlfing ist Stadtteil von Olching, das Graßlfinger Moos gehört zum Dachauer Moos 

Fläche: 924 Hektar

Wissenswertes: Die größte Moorfläche im Landkreis mit 607 Hektar Niedermoor und 317 Hektar Anmoor. Torf wurde hier im großen Stil als Brennmaterial gestochen und der Boden über Gräben entwässert.

Maßnahme: Der Verein Dachauer Moos e.V. hat erst kürzlich einen originalen Nachbau einer Torfhütte errichtet, wie sie früher zum Lagern und Trocknen des Torfs benutzt wurden.

Info-Tafeln veranschaulichen hier die Geschichte des Torfabbaus und dessen Auswirkungen auf die Landschaft, die Artenvielfalt und das Klima.

 

Haspelmoorkomplex:

Lage: Zwischen Althegnenberg und Mammendorf

Fläche: 740 Hektar, davon 3 Hektar Hochmoor, 498 Hektar Niedermoor, 239 Hektar Anmoor

Wissenswertes: Im 19. Jahrhundert wurde in dem umfangreichen Moorkomplex im großen Umfang Torf abgebaut, zur Jahrhundertwende ein Moorversuchsgut eingerichtet.

Maßnahme: Das ehemalige Hochmoor auf Staatswaldflächen (Naturschutzgebiet Haspelmoor, 158 Hektar und Rotes Moor, ca. 30 Hektar), im Kern ist das schon am längsten wiedervernässte Moor im Landkreis. Weitere große Flächen im Südwesten werden bereits extensiv als Grünland genutzt.   

Ein rühriger Verein setzt sich für den Erhalt des einzigartigen Naturraums ein: www.haspelmoor.de.

 

Östlicher Moorverbund Maisachtal

Fläche: 401 Hektar

Wissenswertes: Das Haspelmoor war früher über ein weites Moorgebiet entlang der Maisach mit dem Fußbergmoos verbunden. Davon sind entlang der Maisach noch Reste (überwiegend Anmoorflächen) zu finden.

 

Wildmoos

Lage: Zwischen Jesenwang und Moorenweis

Fläche: 96 Hektar

Wissenswertes: Ehemaliges Hochmoor. Durch Entwässerung und Abtorfung ging der Hochmoorcharakter weitgehend verloren.

Maßnahme: 1992 und 2005 wurde ein Teil wieder vernässt. Weitere Flächen sollen in den kommenden Jahren erworben werden, viele Eigentümer haben bereits einer Wiederverwässerung zugestimmt.

 

Anmoore im östlichen Landkreis: Gröbenzell / Eichenau / Alling, Puchheimer Moos

Lage: Erstreckt sich über die genannten Ortsgebiete

Fläche: 1430 Hektar, davon Puchheimer Moos 551 Hektar, 1280 Hektar Anmoor

Wissenswertes: „Urban überprägte“ und sehr komplexe Moore, deren Wiedervernässung durch die Bebauung jedoch nicht möglich ist  

 

Weitere Moore und Moorreste im Landkreis

Fläche: 950 Hektar

Andreas Fuchs ist seit 2022 Moormanager bei den Unteren Naturschutzbehörden im Landkreisen Fürstenfeldbruck und Dachau.

Wissenswertes: Vom Toteisloch mit unter einem Hektar bis zum Germerswanger Moos mit 167 Hektar

 

 

Lebensraum für faszinierende Arten

Über 400 Pflanzenarten, 289 Käferarten, 39 Schmetterlingsarten und 29 Libellenarten haben Naturschützer im Maisacher Moos gefunden und dokumentiert. Über 100 davon stehen auf der Roten Liste für gefährdete Arten in Bayern. Darunter finden sich auch so genannte Eiszeitrelikte, also Arten, die sich seit der Eiszeit im Moor gehalten haben. Eine besonders bemerkenswerte Schmetterlingsart im Fußbergmoos ist der Wiesenknopf-Ameisenbläuling: Im Juli legt das Weibchen die Eier im Blütenkopf des roten Wiesenknopfs ab. Im September klettern die Raupen hinunter auf den Boden und werden aufgrund ihres Geruchs von bestimmten Ameisenarten als Ihresgleichen wahrgenommen und in deren Bau gebracht, wo sie überwintern – und die Brut ihrer Gastgeber fressen. Im Sommer verlassen sie nach der Verpuppung den Ameisenbau als Falter.   

 

Das „Kleine Fünffleck-Widderchen“, das auf der Roten Liste der gefährdeten Arten steht, entdeckte Fotografin Corinna Eichberger-Renneisen im Haspelmoor.  

 

Wie entsteht ein Moor?

Abgestorbene Pflanzen sinken ins Wasser und verrotten nicht, weil der Kontakt zur Luft fehlt. Oben bildet sich eine mystische Landschaft mit speziellem Lebensraum für Flora und Fauna, während das unterirdische Pflanzenmaterial riesige Mengen an Kohlenstoff speichert.

 

Niedermoor, Hochmoor, Anmoor?

Ein Niedermoor wird aus Grundwasser gespeist. Die bayerische Bezeichnung „Moos“ weist immer auf ein Niedermoor hin. Ein Hochmoor wird aus Regenwasser gespeist und als „Filz“ bezeichnet. Anmoor ist das Wort für einen Boden, der zu 15 bis 30 Prozent organische Masse enthält. Von den 11,7 Prozent Moorfläche im Landkreis Fürstenfeldbruck sind 6,1 Prozent Anmoor, 5,6 Prozent Niedermoor und nur Restflächen Hochmoor.

 

Nix wie hin?

- Am interessantesten ist es, die Moore im Landkreis im Rahmen bei einer geführten Tour kennen zu lernen. Wer sich auf eigene Faust auf den Weg macht, muss sich unbedingt rücksichtsvoll verhalten und auf den festen Wegen bleiben.

- Im Naturschutzgebiet Ampermoos besteht ein Betretungsverbot (inklusive Wassersport) während der Vogelbrutzeit vom 1. März bis 15. Juli.

- Das beliebte Haspelmoor darf nur auf dem von der Unteren Naturschutzbehörde markierten Pfad betreten werden.

- Führungen im Fußbergmoos: werden auf der Internetseite www.fußberg-palsweiser-moos.de unter „Aktuelles“ angekündigt, weitere Führungen stehen auf www.tournatur.bayern.de.

- Orts- und Kreisgruppen von Bund Naturschutz und Landesbund für Vogelschutz setzen sich aktiv für den Erhalt der Biotope ein und freuen sich immer über neue Unterstützer.

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