Summ, summ, summ
Fotos: Corinna Eichberger-Renneisen; Text: Petra Neumaier
Auf der bunten Blumenwiese geht es zu wie am Stachus: Ein einziges Brummen und Summen und Hierhin und Dorthin und Kommen und Fliegen. Dort wird genascht, da in Pollen gebadet und schließlich schwer beladen nach Hause geflogen. In hohlen Hölzern, steinigen Minihöhlen und erdigen Tunneln. Anke Simon, Forstwissenschaftlerin und zertifizierte Waldpädagogin, selbständige Umweltbildnerin im Landkreis im BUND Naturschutz Kreisgruppe FFB, ist begeistert: Denn der Wildbienengarten in Puchheim wird sensationell angenommen. Von den nützlichen Insekten – und den zweibeinigen Besuchern. Die hier dank der fleißigen Wildbienen bald ebenfalls an üppig tragenden Beerensträuchern naschen dürfen.
Wenn Anke Simon bei ihren interessanten Führungen von der Vielfalt und dem Nutzen der Wildbienen erzählt, erntet sie immer großes Erstaunen. „Die meisten Leute denken, dass die Honigbiene für die Bestäubung unserer Nutzpflanzen verantwortlich und vom Aussterben bedroht ist. Das stimmt ganz und gar nicht“, erzählt die Naturwissenschaftlerin.
· 82,9 Prozent aller Nutzpflanzen werden von Wildbienen bestäubt – nur 12,7 Prozent von Honigbienen
· Von den 520 Wildbienenarten in Bayern sind 40 schon verschwunden, 64 Prozent stehen auf der Roten Liste der gefährdeten Tierarten
· 32 Prozent sind Nahrungsspezialisten, wie die Natterkopf-Mauerbiene oder die Lauchmaskenbiene. Das heißt, sie können ihre Larven nur mit Pollen bestimmter Pflanzenarten ernähren
Die Ursache für den Artenschwund der Wildbienen liegt in der fortschreitenden Zerstörung ihrer Lebensräume. Dazu gehört neben der Zersiedelung der Landschaft die Intensivierung der Landwirtschaft und ihrer Monokulturen sowie Einsatz von Kunstdüngern und Pestiziden. Zudem machen es Gartenbesitzer den Insekten mit ihren aufgeräumten Gärten schwer, sich hier anzusiedeln. „Und dann wundern sich die Leute, dass sie nichts mehr ernten.“
Wie einfach es wäre, den friedlichen und äußerst selten stechenden Wildbienen sowie Schmetterlingen ein Zuhause zu bieten, beweist Anke Simon in der 1000 Quadratmeter großen Oase zwischen Puchheim Ort und Bahnhof: Hier ein bisschen Totholz, dort eine mit Tuffsteinen umfasste Kräuterschnecke, da ein Eck mit Sand. Frühlingsblüher und Stauden sorgen für Nahrung vom Frühjahr bis zum späten Herbst. Von den Wildblumen auf der Magerwiese werden auch die Schmetterlinge satt. Wissenswertes ist auf Informationstafeln nachzulesen und so manches Bienchen lässt sich im Insektenhotel beobachten. „Das ist spannender als jeder Krimi“, verspricht die Naturschützerin.
Anke Simon kann jedenfalls nicht genug von den faszinierenden Wildbienen erzählen, die – im Gegensatz zu den Honigbienen – auch von März bis Oktober und bei jedem Wetter unterwegs sind: es füttert sie ja niemand zu. Schulklassen führt sie oft durch das kleine Paradies am Rande der Stadt. Außerdem bietet sie in Zusammenarbeit mit Eichenau und Puchheim kostenlose, aber limitierte Beratungen für naturnahe Gärten an. „Die Insekten filtern und reinigen unser Wasser, sie bereiten den Boden auf, bestäuben viele Pflanzen und sind selbst Nahrung für Tiere“, zählt Anke Simon auf. „Deshalb ist es enorm wichtig, die Zusammenhänge zwischen Nahrung und Nistplatz und Ökosystem und Dienstleistung, die Insekten erbringen, zu wissen. Vor allem für die nächste Generation.“
Tipps für bienenfreundliche Garten- und Balkonbesitzer
· 75 Prozent der Wildbienen brüten in der Erde, deshalb gerne auch die Sandkiste der inzwischen erwachsenen Kinder stehen lassen
· Fugenritzen und Löcher zwischen Platten sowie Hohlräume (zum Beispiel in Rollladenkästen) nicht verstopfen
· Stauden pflanzen (auch in Töpfen)
· Verblühte Pflanzen im Winter stehen und leere Schneckenhäuser liegen lassen (hier legen manche Wildbienen ihre Larven ab)
· Kontinuierlich für Blüten und Nistplätze sorgen: Ein Jahr reicht nicht
· Nistkästen sind zum Beobachten geeignet, bieten aber auch Parasiten ein Zuhause