Hüter der verlorenen Schätze

Hüter der verlorenen Schätze

Fotos: Corinna Eichberger-Renneisen, Text: Petra Neumaier

 

Hans Zacherl und Franz Rottenkolber haben eine Gemeinsamkeit – außer, dass sie leidenschaftliche Land-wirte sind und im Gemeindegebiet Moorenweis wohnen. Der Langwieder und der Purker sind Bewahrer von Schätzen, wie sie kaum wertvoller sein könnten. Denn die beiden haben alte und schon fast verschwundene Weizensorten so lange ausgesät und vermehrt, bis sie jenen jetzt vermarkten können. Wundervolles Korn, das mit den Klimaveränderungen weit besser zurechtkommt als der konventionelle Weizen. Und ohne chemische Zusätze.

 

Hans Zacherl, der auch Buchweizen anbaut und in einer vom Sohn konstruierten Schälmühle verarbeitet, sowie Franz Rottenkolber, kamen durch das Projekt Schatzbewahrer erst wieder richtig auf den Geschmack ihres Berufes. Beide haben inzwischen sogar wieder Mutterkühe sowie weitere Kleintiere. Auch ihre Familien helfen in ihren Landwirtschaften begeistert mit. Im Hofladen der Familie Rottenkolber ist auch der Buchweizen von Hans Zacherl im Verkauf.  

Ganz schön dick, dieser Mauerner Dickkopf, der Hans Zacherls Augen zum Strahlen bringt. Kerzengerade steht er an diesem siedend heißen Sommertag auf seinem langen Halm im Feld. Gegenüber lassen seine überzüchteten Kollegen schon längst die Köpfe hängen. „Den muss ich einbringen, so schnell wie möglich“, stellt der Landwirt fest.

 

Vor ein paar Jahren hatte Klaus Fleißner für das Projekt „Schatzbewahrer“ geworben. Er beschäftigt sich an der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft in Freising mit dem Erhalt alter Getreidesorten. Dafür suchte er Landwirte, die aus den Saatgut-Banken alte Sorten vermehren und anbauen. Darunter auch den „Mauerner Begrannter Dickkopf“ und den „Mauerner Unbegrannt“. Züchtungen der Familie von Reininghaus in Mauern (Grafrath) aus dem Jahr 1932, die auf der Roten Liste der Nutzpflanzen stehen.

 

Hans Zacherl, der bereits auf einem seiner Felder erfolgreich Buchweizen vermehrt und anbaut, wurde neugierig. Und das nicht allein wegen der zwar kürzeren, aber dafür dickeren und dichteren Ähren. Und den kräftigeren und tieferen Wurzeln, denen Trockenheit weniger ausmacht. Und weil die Sorte ohne Spritzmittel und Dünger auskommt. „Es geht hier auch um die Wertschätzung der Arbeit unserer Vorfahren“, sagt der Landwirt,der bis 2012 Bio-zertifiziert war, aber weiterhin mit möglichst wenig Einsatz von Chemie anbaut.

 

Die Vorteile der alten Sorten im Vergleich zu den konventionellen „Industrie“-Weizensorten liegen regelrecht in der Hand: Die Halme wachsen höher als das Unkraut, und weil sie nicht so schnell und ertragreich sein müssen und ihre Zellstrukturen dadurch stabiler sind, braucht es keine Chemie. „Keinen Dünger, keinen Höhenverkürzer, keine Fungizide“, zählt Franz Rottenkolber auf.

Für dieses Projekt ließ sich auch Franz Rottenkolber aus Purk begeistern. Vor vier Jahren stellte er seinen Betrieb auf Bio um, baut aber schon seit 2015 alte Getreidesorten an. Zunächst Emmer, 2016 Einkorn und Hanf – und im Rahmen des Projekts dann auch die alten Mauerner Sorten. „Alles kein Problem, wir haben gute Böden“, sagt er zufrieden.

 

Für die alten Weizensorten werden Abnehmer gesucht

 

Mit jeweils fünf Kilogramm Saatgut fingen die beiden Landwirte an. Jetzt haben sie mehr als 1000 Kilogramm und es kann langsam in die Vermarktung gehen, was aber gar nicht so leicht ist. „Könnte ja sein, dass sich das Korn anders beim Backen verhält“, hören sie vor allem von Großbäckereien. Der Schnapsbrenner aus Adelshofen jedoch ist glücklich, von Hans Zacherl einen Teil der Ernte für seinen regionalen Whisky zu bekommen. Franz Rottenkolber ist im Gespräch mit Bäckereien, die noch selbst backen. Derweil stellt seine Tochter für den Hofladen Brotbackmischungen her, während der mittlere Sohn die Brotgewürze anbaut.

 

Die Hoffnung auf weitere Abnehmer und Wertschätzung geben die beiden Landwirte nicht auf. „Als Schatzbewahrer braucht man Idealismus“, sagen sie und allein dafür dürfen sie zurecht stolz auf sich sein.

 

 

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