Wasser? Läuft!

Wasser? Läuft!

Fotos: Corinna Eichberger-Renneisen - Text: Doris Sticklbrocks

 

Unsichtbar. Die Oberfläche ist nicht zu erkennen, so durchsichtig ist das Wasser. Der Schein der länglichen Deckenlampen spiegelt sich ganz unten am Grund des Beckens. Wie eine Startbahn streckt sich die Rinne schnurgerade in die Ferne... und schon hebt das Kopfkino ab: Reinspringen, untertauchen, Lippen öffnen, von außen und innen dieses klare Wasser fühlen, schmecken, schlucken. Zwölf dieser langgestreckten Bahnen winden sich durch das flache, rechteckige Gebäude mit dem baulichen Charme eines Hallenbads aus den 1970er Jahren. Es ist der Trinkwasserspeicher des AmperVerbands auf dem Parsberg in Puchheim. Hier fließen 30 Millionen Liter Wasser ganz langsam, gleichmäßig, in kaum wahrnehmbarer Bewegung vom Zulauf zum Auslass. Oft gestellte Frage bei Führungen: „Darf man da drin baden?“ – klar darf man. Natürlich nicht hier im Hochbehälter, sondern zuhause in der Badewanne. Denn genau dieses klare, frische Wasser ist es, das daheim aus dem Wasserhahn sprudelt.

 

Im 1974 erbauten Wasserwerk in Puchheim wird das Tiefbrunnenwasser in riesigen Kiesfilteranlagen von Eisen und Mangan befreit. Die braunen Rohre transportieren das Schlammwasser ab, die blauen Leitungen bringen das fertige Trinkwasser zum Hochbehälter – jeden Tag durchschnittlich 13.000 Kubikmeter.

Hochbehälter heißt das Bauwerk, weil es erhöht liegt. Es ist allein die Schwerkraft, die das Wasser   durch das 340 Kilometer lange Leitungsnetz drückt. Ziel sind rund 18 000 Hausanschlüsse in Olching, Gröbenzell, Eichenau und Puchheim-Bahnhof mit etwa 80 000 Einwohnern. Damit ist der AmperVerband der größte Wasserversorger im Landkreis. Er betreibt in Geiselbullach auch die größte der zwölf Kläranlagen im Landkreis.

 

Den Bürgern sauberes Trinkwasser zu liefern und das Abwasser fachgerecht zu entsorgen, ist Aufgabe der Kommunen, so steht es im Gesetz. Jede Stadt oder Gemeinde muss sich also darum kümmern, dass Wasser gewonnen, bei Bedarf aufbereitet, gespeichert und über intakte Rohrleitungen verteilt wird – und das Abwasser über ein funktionierendes Kanalnetz in eine Kläranlage gelangt. Die Kommunen im Landkreis organisieren diesen Auftrag unterschiedlich (siehe Kasten). Der Kostenaufwand für Pumpen, Speicher, Aufbereitung, Rohrnetz und so weiter ist nicht überall gleich, so kommen auch unterschiedliche Gebühren zustande. Etwa 1,20 Euro berechnet der AmperVerband pro Kubikmeter. „Es gibt wirklich keinen Grund, einen Liter Wasser in der Flasche für 1,20 Euro zu kaufen, wenn ich dafür auch 1000 Liter aus dem Wasserhahn bekomme“, meint Marianne Kaunzinger vom AmperVerband. Zumal, ergänzt Monika Lidmila von den Stadtwerken Fürstenfeldbruck, die Vorgaben der Mineralwasserverordnung bei weitem nicht so streng seien wie die Trinkwasserverordnung. Unabhängige Labore kontrollieren die Wasserproben der Versorger regelmäßig auf 100 Parameter.    

 

Schon gewusst? Dieses Schild weist auf einen Unterflur-Hydranten hin. Darauf herrscht absolutes Parkverbot!

Woher kommt unser Wasser?

 

Das Leitungswasser im Landkreis wird mit Pumpen aus wasserführenden Schichten unterschiedlicher Tiefe heraufgeholt. Die Stadtwerke Germering zum Beispiel pumpen das Grundwasser, also versickertes Regenwasser, aus 17 und 19 Metern Tiefe, die Stadtwerke Fürstenfeldbruck aus rund 37 Metern. Das Wasser dieser beiden Versorger wird ohne jegliche Behandlung in die Hochbehälter gepumpt und dann ins Leitungsnetz eingespeist. Wasserschutzgebiete im Bereich der Flachbrunnen gewährleisten die Reinheit. Hier gelten wasserschonende Ge- und Verbote für Grundstücksbesitzer, Landwirte erhalten Ausgleichszahlungen für den Verzicht auf Dünger.

 

Der AmperVerband fördert ebenfalls Wasser aus 20 Meter tiefen Flachbrunnen, das bereits den Anforderungen der Trinkwasserverordnung entspricht. Um die Wasserqualität aber noch weiter zu optimieren, wird es mit Wasser aus Tiefbrunnen gemischt, die bis zu 260 Meter tief in die Erde reichen. So wird Wasser ans Tageslicht befördert, das sich schon seit über 10.000 Jahren sehr langsam auf seiner undurchlässigen Schicht bewegt, um etwa elf Meter pro Jahr. Da dort unten kein Sauerstoff mehr vorhanden ist, sind Eisen und Mangan im Wasser gelöst. Diese färbenden und schmeckenden Stoffe werden im Wasserwerk am Stäudlingweg in Puchheim in riesigen blauen Behältern mit Hilfe von Luft und Kies wieder herausgefiltert. Im Wasserwerk könnte im Bedarfsfall auch Chlor hinzugefügt werden. Doch in seinen 20 Berufsjahren sei die Chloranlage nur ein einziges Mal vorsorglich in Betrieb genommen worden, berichtet Andreas Jaki, der hier als angehender Wassermeister für reibungslose Abläufe sorgt: „Der gemessene schlechte Wert erwies sich dann als Laborfehler – falscher Alarm.“

 

Marianne Kaunzinger vom AmperVerband freut sich, nach zwei dürren Corona-Jahren endlich wieder Führungen mit spannenden Informationen rund ums Wasser anbieten zu können. Neben Wasserwerk und Kläranlage kann auch der Hochbehälter auf dem Parsberg besichtigt werden. 

Wird Wasser knapp?

 

Stichwort Klimawandel: Gefühlt wird es auch im Landkreis immer trockener. „Seit zehn Jahren geht der Wasserpegel leicht zurück“, bestätigt Jonas Kölbl, Fachplaner Wasser bei den Stadtwerken Fürstenfeldbruck. „Aber wir sprechen von Zentimetern, das fällt nicht ins Gewicht.“ In dieser wasserreichen Region sei die Versorgung gesichert: „Da müssten schon der Ammersee und die Amper austrocknen, bis hier das Wasser knapp wird.“ Für den einzelnen Verbraucher sei es auch nicht sinnvoll, übertrieben Wasser zu sparen, erklären die Versorger im Landkreis unisono. Sowohl in den Zuleitungen als auch den Abwasserrohren ist nämlich ein gewisser Durchfluss nötig, um Probleme zu vermeiden. Immer in Bewegung bleiben – das ist auch fürs Wasser das Beste. 

 

  

Die Trinkwasserversorger im Landkreis

Der Zweckverband zur Wasserversorgung der Ampergruppe (WVA, Betriebsführerschaft durch den AmperVerband) versorgt die Gemeinden Eichenau, Puchheim-Bahnhof, Gröbenzell und Olching.

Die Stadtwerke Fürstenfeldbruck, die Stadtwerke Germering und die Wasserversorgungen der Gemeinden Schöngeising, Mammendorf, Alling, Emmering und Maisach versorgen jeweils ihre eigenen Stadt- oder Gemeindebereiche.

Der Zweckverband zur Wasserversorgung Landsberied versorgt die Gemeinden Landsberied,  Jesenwang, Adelshofen, Moorenweis und die Ortsteile Aich, Egg, Eitelsried und Puch.

Der Wasserbeschaffungsverband Puchheim-Ort versorgt den Stadtteil Puchheim-Ort, der Wasserbeschaffungsverband Germering den Stadtteil Alt-Germering.

Die Wasserversorgung der Gemeinde Grafrath versorgt die Gemeinden Grafrath, Kottgeisering und Türkenfeld.

Ein Teil der Gemeinde Mammendorf sowie die Gemeinden Hattenhofen, Althegnenberg, Oberschweinbach, Mittelstetten und Egenhofen beziehen ihr Wasser von der Adelburggruppe. Diese hat ihren Sitz in Landmannsdorf bei Adelzhausen und liefert ihr aus fünf Brunnen gefördertes Wasser an ihre Abnehmer aus den Landkreisen Fürstenfeldbruck, Aichach-Friedberg, Dachau und Landsberg.

 

 

 

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