Hannelore Dinnebier
Jedem seine Hannelore. Die eine brüht in Bad Münstereifel ihrem angetrauten Schlagerbarden (Markenzeichen: tiefe Stimme, dunkle Brille) jeden Tag den Frühstückskaffee auf. Die andere steht genauso früh hinterm Tresen ihres Kiosk im Brucker City-Point und serviert dem pensionierten Zeitungsredakteur die Tasse mit dem berufsbedingt gewöhnten Wachmacher. Ganz praktisch, dass Hannelore Dinnebier neben Koffein auch mit Produkten für das zweite (angeblich typische) Reporter-Laster dealt: Rauchwaren. Also nicht solche, die im früheren Sprachjargon mal für Pelzwaren standen. Gemeint sind schon die nikotinhaltigen Glimmstängel für die eigentlich keine Werbung gemacht werden sollte. Doch gönnen wir uns in der No-smoke-Phase zwischen Ausdrücken und Anzünden mal eine Ausnahme. Denn das „Espressino“, das Dinnebier seit acht Jahren zwischen Supermarkt und Discounter betreibt, ist ein heutzutage und hierzulande eher seltenes Engpass-Lädchen mit einer Verkaufsfläche von gerade mal 16 Quadratmetern. In dieser für Außenstehende schier undurchschaubaren, aber irgendwie auch heimeligen Kiosk-Klause sind Zigarettenschachteln, Zeitungen und Zeitschriften, Krimskrams und Kugelschreiber bis unter die Decke gestapelt. Dinnebier hat trotzdem den perfekten Rundumblick: „Ich kann blind sagen, wo was steht. Alles hat ein System“, sagt die gebürtige Bruckerin, die einen Großteil ihres Lebens im Frankenland verbracht hat, mit Blick auf das Pult zum Ausfüllen von Lotto-, Toto- und anderen Gewinnspielscheinen. Kein hartes Los für Hannelore, obwohl sie täglich zwölf Stunden in ihrem kleinen Wunderladen steht. Ohnehin: Nicht das Glücksspiel kann bei ihr süchtig machen, eher schon der täglich frisch von der Inhaberin gebackene Kuchen. Ob das die andere Hannelore in Bad Münstereifel ihrem Heino auch bieten kann?
ILLUSTRATIONEN Antje Therés Kral
PETER LODER (64) IST EIN KENNER DER BRUCKER SZENE. BEINAHE VIER JAHRZEHNTE WAR ER FÜR DAS FÜRSTENFELDBRUCKER TAGBLATT IM LANDKREIS UNTERWEGS – ZUNÄCHST ALS FREIER MITARBEITER, DIE LÄNGSTE ZEIT ALS REDAKTEUR. IM FRÜHJAHR VERABSCHIEDETE SICH LODER IN DEN RUHESTAND. FORTAN SCHREIBT DER LEGENDÄRE LOKALREPORTER IM GUSTL ÜBER LAND & LEUTE.