5 Fragen über den Neubeginn

5 Fragen über den Neubeginn

 Text: Ricarda Traub, Fotos: Simon Katzer

Wer neue Wege gehen will, muss alte Pfade verlassen. Gar nicht so einfach. Oft braucht es große Überwindung, aus der eigenen Komfortzone herauszukommen und viel Mut, einen Neubeginn zu wagen. Manchmal hat man aber auch einfach keine Wahl. So wie Ifrah Mohammed, die aus ihrer Heimat Somalia fliehen und in Deutschland ein neues Leben beginnen musste.


Was ist das Schwierige an einem Neubeginn?
Man stürzt sich ins Ungewisse. Das macht Angst. Als ich nach Deutschland gekommen bin, habe ich kein Wort verstanden, das Essen war ungewohnt und Schnee und Kälte waren mir völlig fremd.  

Kommen da Zweifel auf, ob man den richtigen Weg gegangen ist?
Wie schwer es anfangs auch sein mag: Es lohnt sich! Auch wenn ich auf meiner Flucht schreckliche Dinge erlebt habe, war es die richtige Entscheidung. Im Herzen bleibt Somalia meine Heimat, aber Mammendorf ist jetzt mein Zuhause. Hier fühle ich mich sicher und mittlerweile schmeckt mir auch das Essen – Kartoffelsalat mag ich am liebsten.

Welche Dinge erleichtern den Weg zu einem Neubeginn?

Im Grunde braucht es nicht viel. Bei meinem Mann und mir musste alles sehr schnell gehen. Wir hatten nur eine kleine Tüte mit etwas Essen. Sonst nichts. Das Wichtigsten war aber, dass wir nicht alleine waren und alles gemeinsam durchgestanden haben.

Gibt es noch andere Dinge, die sie neu beginnen möchten?
Meine Kinder wollen, dass ich Radfahren lerne, aber das traue ich mich noch nicht. Auf jeden Fall möchte ich aber noch besser Deutsch lernen, einen Schulabschluss machen und irgendwann in einem Kindergarten oder als Hebamme arbeiten.

Wie fühlt es sich an, angekommen zu sein?
Einfach nur schön. Ich bin sehr dankbar, dass ich mich hier so frei bewegen kann und keine Gewalt erleben muss. Und es tut gut, Menschen hier im Ort zu haben, die meiner Familie und mir helfen wo sie nur können.  

 


Mit 14 wurde Ifrah Mohammed (26) an einen 70-Jährigen der Terrormiliz Al-Shabaab zwangsverheiratet und durchlebte zwei Jahren voller Gewalt und Unterdrückung. Nach seinem Tod erhob seine Familie Anspruch an den beiden gemeinsamen Kindern und forderte eine neue Heirat innerhalb des Clans. Verfolgt und bedroht blieb für Ifrah und ihren jetzigen Ehemann nur die Flucht – ohne die drei Kinder (zwei aus voriger Ehe, ein gemeinsames). Nach zweijähriger Odyssee erreichten sie – mittlerweile zu viert – am 14.12.2015 Deutschland. Die Familie lebt in Mammendorf und konnte 2018 endlich auch die drei anderen Kinder aus Somalia nachholen.

 


 

Hannelore Dinnebier

Hannelore Dinnebier

Winterbier mit Aussicht

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