Vom Baden, Bier und Brauchtum
Wenn man sich für einen Moment von dem Verkehrstreiben auf der Brucker Hauptstraße wegstiehlt und auf einer Bank am Amperufer niederlässt, hat man die ganze Geschichte Fürstenfeldbrucks als Panorama vor sich: Denn mit der Brücke, die Leonhardsplatz und Stadtkern verbindet, hat vor vielen hundert Jahren alles angefangen. Seit dem hat sich viel getan, in der Metropole des Landkreises. Schmuck sind die Häuser, vielseitig die Geschäfte und der Freizeit- und Unterhaltungswert ist so hoch, dass man die Qual der Wahl hat. Mit den Gästeführern und mit offenen Augen war GUSTL in Fürstenfeldbruck unterwegs.
Die Geschichte von Fürstenfeldbruck beginnt Mitte des 12. Jahrhunderts: An einem Übergang über die Amper nehmen die in der Nähe ansässigen Herren von Gegenpoint die Zölle für den München-Gründer Heinrich den Löwen ein. Nicht lange danach entwickelte sich an der Brücke eine Siedlung. Erstmals erwähnt wird der Markt Bruck 1306, später fällt er in den Besitz des nahen Klosters. Nach diversen möglichen Namenskombinationen heißt das heute gar nicht mehr kleine Städtchen seit rund 100 Jahren offiziell Fürstenfeldbruck.
All das und noch so viel mehr erfährt man, wenn man Sabine Milmer-Kaufmann oder ihre Kollegen auf einem Stadtrundgang begleitet. Seit fünf Jahren bietet die Stadt Fürstenfeldbruck in Zusammenarbeit mit den Bruck-Kennern des Vereins „FGF – Fürstenfeldbrucker Gästeführer“ ganz unterschiedliche Wege an, auf denen sich die Kreisstadt und ihre Umgebung erkunden lassen. Um möglichst vielen Interessierten die Geschichte des Ortes näher zu bringen, hatte die Stadt gemeinsam mit dem Historischen Verein damals die Ausbildung spezieller Gästeführer im Zuge der Vorbereitungen zur 750-Jahr-Feier von Kloster Fürstenfeld organisiert. Seither werden die Gästeführer, die sich zu einem Verein zusammenschlossen, von der Stadt unterstützt. „Alle Buchungen laufen über die Stadt, sie übernimmt die Werbung und organisiert eine Vielzahl offener Führungen. „So sind die Bedingungen für beide Seiten ideal“, sagt Manfred Amann, der dem Verein als zweiter Vorsitzender nach Bettina Lampart-Heinemann vorsteht.
Wer eine offene Führung besucht, kommt einfach zum Treffpunkt und bezahlt vor Ort. Für manche Führungen, wie zum Beispiel für Schauspielführungen, muss man sich wegen der großen Nachfrage allerdings anmelden. Diesmal sammeln sich rund 20 Teilnehmer um Sabine Milmer-Kaufmann vor der Leonhardikirche. Das sei die übliche Größe der Gruppen bei den Stadtrundgängen, sagt die Bruckerin, die seit der Vereinsgründung dabei ist. Für die Anwesenden, unter denen Schulkinder ebenso wie junge Paare oder Rentner zu finden sind, ist es der Anfang eines kleinen Sonntagsspektakels: Ausgestattet mit Kaffeebechern, Eis oder Pommes warten sie darauf, dass es losgeht. Wenige Minuten später berichtet Milmer-Kaufmann von Brücke und Kloster, öffnet die Tore der kleinen Kapellkirche, führt die Hauptstraße entlang zu alten Giebelhäusern, wo früher Handwerker residierten, durch das Hotel Post und über den Silbersteg bis zur Aumühle.
Unterwegs gibt es allerhand Infos und Anekdoten, die auch für alteingesessene Bewohner neu sein dürften. Vom Ursprung des Luzienhäuschen-Schwimmens erzählt Sabine Milmer-Kaufmann, oder von Badehäusern entlang der Amper, in denen sich die Sommerfrischler aus München erfrischen konnten. Wer hätte gedacht, dass angeblich noch keine einzige der 100 000 grünen Kacheln an der Fassade des Sparkassen-Gebäudes ausgetauscht werden musste? Oder dass es in Bruck um 1600 einst acht Brauereien bei nur 800 Einwohnern gab?
Wer das alles doch schon weiß, findet im Repertoire der Gästeführer mehr als die Klassiker zu Kloster und Stadt. Immer wieder kreieren die Stadtkenner selbst spezielle Themenführungen. Alles zur Brucker Bierkultur erfährt man zum Beispiel auf Manfred Amanns Bierführungen. Zudem gibt es welche mit Musik und Schauspiel oder Mystisches bei Nacht. Für Gruppen oder zu bestimmten Anlässen lassen sich individuelle Routen buchen. „Wenn ein Paar im Alten Rathaus heiratet und direkt danach einen Fototermin hat, habe ich die Hochzeitsgäste in der Zeit schon mehrmals auf kleine Touren mitgenommen“, sagt Manfred Amann. Außerdem haben die Gästeführer vier verschiedene Kinderführungen (Alter von 6 bis 12 Jahren) im Angebot.
Informationen zu den Stadtführungen sind auf der Internetseite www.fuerstenfeldbruck.de, Kultur und Tourismus, zu finden. Bei der Stadtverwaltung, Hauptstr. 31, 82256 Fürstenfeldbruck, Tel. 08141/281-1412 und unter E-Mail: tourismus@fuerstenfeldbruck.de werden Buchungen entgegen genommen
Extra für 5 Jahre FGF
Lust auf Bruck?!
Anlässlich seiner Gründung vor fünf Jahren lädt der Verein Fürstenfeldbrucker Gästeführer (FGF) am Sonntag, 17. Juni, zu Sonderführungen in der Innenstadt ein. Zum Auftakt gibt es eine „Stadt-Rallye für junge Entdecker“ von 6 bis 12 Jahren. Die Kinderführung (Begleitung Erwachsener erforderlich) beginnt um 11 Uhr an der Volkshochschule, etwa 1,5 Stunden.
Von 14 bis 17 Uhr werden an verschiedenen Stationen Kurzführungen (etwa 20 Minuten) angeboten, so dass man von einer zur anderen wechseln kann. Die Führungen beginnen, wenn nicht anders angegeben, jeweils um 14, 14.45, 15.30, 16.15 und 17 Uhr.
Themen:
Evangelisch in Bruck? (Erlöserkirche)
Bayrischer Herrgott! (Leonhardikirche)
Biergeschichten (Hauptstraße 14)
Küchenerlebnisse (Hotel Post)
Sparstrümpfe/Goldene Ringe (Altes Rathaus)
Nicht so häufig besetzt:
Friedhofsgeschichten (St. Magdalena, 14 und 17 Uhr)
Sommerfrische (Aumühle, 14.45, 15.30 und 16.15 Uhr)
Oh, die Millers! (aufeinander aufbauend: Hauptstraße 15, 14 und 14.45 Uhr und Altes Rathaus (14.45 und 15.30 Uhr). Näheres am FGF-Info-Stand beim Alten Rathaus, von 13.30 Uhr an. Tickets an allen Stationen erhältlich und den ganzen Tag gültig. Erwachsene 5 €, Kinder 3 €.