Die Stille der Anden

Die Stille der Anden

Am Anfang war eine Weide. Am Rande von Maisach und am Ende der Rosenstraße. Eingefasst von zwei Bächen, vielen Bäumen und wilden Büschen. Ein kleines, idyllisches Paradies, in das sich Eva und Manfred Ziemer sofort verliebten. Und es pachteten. Es pflegten, Ställe einrichteten. Um ein Zuhause zu schaffen. Für vier Ziegen, acht Hühner – und 13 Lamas. „Tiere sind unser Leben“, sagt die Juwelierin, deren Augen besonders liebevoll strahlen, wenn sie auf die Ka-meliden blickt. Und die so dankbar dafür ist, ein solches Glück zu haben, dass sie es gerne teilen möchte. Mit Kindern, Behinderten und allen Menschen, die wie sie Tiere lieben.

Ganz still liegt Graciella auf dem Rücken. Den Bauch der warmen Sonne zugewandt. Weil hier das Fell nicht ganz so dicht ist und die UV-Strahlen besser an den Körper herankommen. „Die braucht das Lama wie der Mensch“, erklärt Eva Ziemer. Ganz genau hat sie sich mit den Andentieren beschäftigt, sie in allen Richtungen studiert, Kurse gemacht, Zertifikate abgelegt. Weil es ihr ja nicht darum geht, etwas zu besitzen, was andere nicht haben. Sondern weil sie diese Tiere liebt und sie will, dass es ihnen einfach gut geht.

Neugierde ist den Tieren angeboren, aber so leicht lassen sie sich nicht von jedem streicheln.

Neugierde ist den Tieren angeboren, aber so leicht lassen sie sich nicht von jedem streicheln.

Vor vier Jahren und mit vier Lamas hat das Maisacher Ehepaar („so ein Hobby kann man nur zusammen machen“) angefangen. Damals, beim Pachten des Grundstückes, fiel ihnen fast gleichzeitig die Werbung einer Alpaka-Schau in die Hände. Und es war „Liebe auf den ersten Blick“, als sie den Lamas dort begegneten: Ihre stolze Haltung, die klugen Augen, die von langen Wimpern eingerahmt sind, die wunderschön geformten Nasen ... Eva Ziemer schwärmt. Am meisten hat ihr jedoch die ruhige und gelassene Ausstrahlung der Tiere gefallen. Jene genießt sie immer noch. Trotz der einen oder anderen Arbeit auf dem Areal. „Die Tiere geben uns mehr zurück, als wir ihnen geben können“, ergänzt ihr Mann.

Vielleicht auch deshalb entschieden sie sich zur Zucht. Absolvierten Kurse, die sie dazu berechtigten. Und suchten sich einen besonderen Zuchthengst aus: „Moonlight’s The Duke“ hieß er, der leider inzwischen verstorben ist. Nabucco (Eva Ziemer ist seit Kindertagen ein Fan der Verdi-Oper) und die Gamba sind seine letzten Nachkommen. Die derzeit drei neuen Fohlen haben einen „Leihvater“. Denn alle Hengste der Herde, die von einer Leitstute angeführt wird, sind kastriert. „Weil die Stuten sofort beim Decken einen Eisprung bekommen“, erklärt Manfred Ziemer. So ist bei dieser Tierart zwar der stete Nachwuchs gesichert, mehr als 15 Lamas sollen es in Maisach aber nicht werden.

Eva und Manfred Ziemer waren bei fast allen Geburten dabei. Meist kommen die Kleinen am Vormittag zur Welt, weil sie trocknen müssen. „Das ist ein tolles Erlebnis“, schwärmt Eva Ziemer und dass jede Geburt stets eine Überraschung sei. „Weil man nie weiß, was herauskommt“, lacht sie und meint die Farbe und Maserung des Fells.

Die Neugierde der Lamas bringt sie außerdem stets zum Lachen. Nichts möchten sie verpassen. Vor allem jetzt nicht. Aus dem Stall tauchen Köpfe auf, weiße, schwarze, gefleckte, gestreifte. Die von langen schlanken Beinen mitsamt des ovalen Körpers hinausgeschoben werden. Wie auf Samtpfoten, gezielt und doch wie zufällig, nähern sie sich dann den Besuchern bis auf wenige Zentimeter, beschnuppern die Hände, den Nacken, den Block, die Kamera, weichen aber sofort aus, wenn sich die Hand zum Streicheln nähert.

Noch schüchtern drücken sich die Fohlen an ihre Mütter – zwei wurden im Juni geboren: Festus, der kleine Hengst, und seine Halbschwester Ninchi, die viel winzigere Stute. Irgendwann im September wird ein weiterer Nachwuchs erwartet. Im Bauch der trächtigen Stute sind seine Tritte gut sichtbar. Dass die Kleinen, die so kuschelig und putzig wie Stofftiere aussehen, nicht in den Arm genommen oder gestreichelt werden dürfen, fällt schwer. Ist aber leider notwendig, „sonst werden sie gegen Menschen aggressiv“, erklärt Manfred Ziemer.

Aus der herrlich weichen und warmen Wolle filzt Eva Ziemer praktische Utensilien.

Aus der herrlich weichen und warmen Wolle filzt Eva Ziemer praktische Utensilien.

Eva und Manfred Ziemer waren bei fast allen Geburten dabei. Meist kommen die Kleinen am Vormittag zur Welt, weil sie trocknen müssen. „Das ist ein tolles Erlebnis“, schwärmt Eva Ziemer und dass jede Geburt stets eine Überraschung sei. „Weil man nie weiß, was herauskommt“, lacht sie und meint die Farbe und Maserung des Fells.

Die Neugierde der Lamas bringt sie außerdem stets zum Lachen. Nichts möchten sie verpassen. Vor allem jetzt nicht. Aus dem Stall tauchen Köpfe auf, weiße, schwarze, gefleckte, gestreifte. Die von langen schlanken Beinen mitsamt des ovalen Körpers hinausgeschoben werden. Wie auf Samtpfoten, gezielt und doch wie zufällig, nähern sie sich dann den Besuchern bis auf wenige Zentimeter, beschnuppern die Hände, den Nacken, den Block, die Kamera, weichen aber sofort aus, wenn sich die Hand zum Streicheln nähert.

Noch schüchtern drücken sich die Fohlen an ihre Mütter – zwei wurden im Juni geboren: Festus, der kleine Hengst, und seine Halbschwester Ninchi, die viel winzigere Stute. Irgendwann im September wird ein weiterer Nachwuchs erwartet. Im Bauch der trächtigen Stute sind seine Tritte gut sichtbar. Dass die Kleinen, die so kuschelig und putzig wie Stofftiere aussehen, nicht in den Arm genommen oder gestreichelt werden dürfen, fällt schwer. Ist aber leider notwendig, „sonst werden sie gegen Menschen aggressiv“, erklärt Manfred Ziemer.

Jeden Tag sind er und seine Frau hier, schauen, ob es den Tieren gut geht, füllen das Heu und das Mineralien auf, das dem Maisacher Boden fehlt und das die Tiere dringend brauchen. Und dann trainieren sie die Tiere auch, bringen ihnen geduldig bei, den Fuß zu heben für die Nagelpflege und sich das Halfter umlegen zu lassen für die Spaziergänge, die das Ehepaar so gerne in die Umgebung unternimmt. Und sie bringen ihnen bei, keine Angst vor dem Pflegestand zu haben, in die sich die Lamas stellen müssen, um geschoren zu werden. Einmal im Jahr, bevor es im Sommer warm wird, geht es den Tieren ans Fell, „alles andere wäre Tierquälerei“, sagt Eva Ziemer. Aus der herrlich weichen Wolle filzt sie Körbchen für die Eier oder einen Hut für den Mann, der damit garantiert im Winter nicht am Kopf friert. Und natürlich kann man daraus auch Wolle zum Stricken machen oder seine Kissen oder Decken füllen.

Im nächsten Jahr, freut sie sich, wird das Juweliergeschäft dem Sohn übergeben. Noch mehr freut sie sich aber über Menschen, die ihre Tiere einmal erleben möchten. „Wir dürfen so etwas Schönes hier haben und erleben. Das möchten wir gerne weitergeben.“ Petra Neumaier

 

 

 

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