Die erste Maisfeld-Landung
16 Beine, die im Gleichtritt strampeln – acht Mannsbilder auf einem Rad. Nicht alle hintereinander. Sondern in zwei Reihen. Auf der Stirn steht der Schweiß. Vom Treten. Und vom Herumalbern. Denn wenn die lustige Truppe aus Olching mit ihrem außergewöhnlichen „Oktoped“ beim Faschingszug durch die Hauptstraße fährt, wenn sie bei Volksfesten oder im Rahmen der Bayernradltour einradelt, lacht ihnen nicht nur das Publikum erstaunt entgegen. Auch die Fahrer haben – trotz der Anstrengung – ihren Spaß.
Das Auto von Bernd Kriegl muss draußen bleiben. Denn in der Garage des Olchingers nimmt seit einiger Zeit das „Oktoped“ den Platz ein. Woher es genau stammt und wer es zusammenbaute, weiß auch der Entwicklungsingenieur nicht. Vor vielen Jahren hatte sich Eberhard Bauer vom Theaterverein „Brucker Brettl“ des Gefährts erbarmt, das aus etwa 60 Jahre alten Motorrad- und Fahrradbestandteilen zusammengeschustert war: Ein Landwirt in Landau an der Isar wollte es gerade mit seinem Traktor zum Verschrotten fahren. Für zwei Mark wechselte es den Besitzer. Über mehrere Zwischenstopps kam das Unikum schließlich nach Biburg. Seit ein paar Jahren hing es dann unbenutzt im Theaterschuppen, bis es wiederum von der Olchinger Vätergruppe entdeckt und – gegen eine Vereinsmitgliedschaft – vor einer weiteren drohenden Verschrottung gerettet wurde.
Die erste Probefahrt ging nur ein paar Meter weit. Die Reifen waren platt und überhaupt war schnell klar, dass man hier noch eine Menge schweißen, flexen und schrauben muss, bis das „Oktoped“ wieder funktionierte. Herbert Weinzierl, Walter Geiger, Manfred Kollmeier, Marten Peither, Josef Goss, Bernhard Mühlbauer, Andreas Essing, Martin Wilpert, Karl-Heinz Brunner, Max Haimerl, Georg Kolbinger, Gerald Wirthund Bernd Kriegl, die sich allesamt über ihre Kinder kennengelernt und später zu einem agilen „Manna Treff“ verbündet haben, packten es an.
Der erste Ausflug Anfang 2016 zeigte jedoch rasch die ersten Tücken: Wegen eines „Ausweichproblems“ landete die Mannschaft in einem Maisfeld. „Wir haben einfach nicht die Kurve gekriegt“, lacht Bernd Kriegl. Denn gesteuert wird mit einem Lenker von beiden Radlern, die vorne sitzen. „Da sollten sich die beiden schon einig sein.“ Eine Kunst ist vor allem das Treten. Da jeder mit jedem verbunden ist und es keinen Leerlauf gibt, muss das vollkommen synchron sein. Trotz nicht ganz rundlaufender Pedale. „Wenn man nicht aufpasst, gibt‘s blaue Wadeln“, weiß inzwischen jeder.
Obwohl 16 starke Männerbeine das Rad treten, kommt das „Oktoped“ nur langsam voran. Sieben Stundenkilometer wurden gemessen. Die weiteste Strecke war bis Maisach hin und zurück. Eine Schaltung und individuelle Sitzhöhen auf den kunterbunt zusammengewürfelten Sätteln gibt es nicht. „Da beißen schnell die Oberschenkel“, erzählen die Radler unisono. Darum wird das weiß-blau lackierte „Oktoped“ auch fast ausschließlich für Events aus der Garage geholt. Dann aber dem Anlass entsprechend herausgeputzt. Als Ersatz darfübrigens auch mal eine Frau einspringen. Und bei den Kinder kommt der „stählerne Wolpertinger“ sowieso gut an. „Die finden es ganz und gar nicht peinlich.“ Petra Neumaier