200 Jahre Landkreis Fürstenfeldbruck:
Fotos/Repros: Corinna Eichberger-Renneisen, Text: Doris Stickelbrocks
Vor zwei Jahrhunderten nahm die Geschichte des Landkreises ihren Lauf, wobei die Bezeichnung Landkreis erst 1939 eingeführt wurde. Heute wohnen hier über 220 000 Menschen in vier Städten und 19 Gemeinden. Eine Ausstellung im Bauernhofmuseum Jexhof veranschaulicht die Entwicklung von damals bis heute, hebt Bemerkenswertes und Wissenswertes aus den einzelnen Städten und Gemeinden hervor und hat zwölf Persönlichkeiten ausgewählt, die den Landkreis in dieser Zeit geprägt haben.
Seinen Ursprung hat der Landkreis Fürstenfeldbruck der Verwaltungsreform unter König Max I. Joseph. Bayern zu verdanken. Der wollte sein Land in acht Kreise eingeteilt haben: Der Isarkreis ist dabei der Vorläufer des heutigen Regierungsbezirks Oberbayern. So genannte Landgerichte wurden die neuen Verwaltungs- und Gerichtseinheiten. Doch die Landgerichtsbezirke Dachau und Landsberg waren offensichtlich zu groß geraten. „Zur Erleichterung und Beförderung der Amtsgeschäfte“ wurden Teile davon getrennt und zum neuen Landgericht Bruck zusammengefasst: 31 „Steuerdistrikte“ von Althegnenberg bis Wenigmünchen, „im Ganzen mit 11 633 Seelen“ – so steht es im königlichen Erlass vom 29. Oktober 1823.
Davon und vielem mehr erzählt die kurzweilige Ausstellung im Bauernhofmuseum. Wer zum Beispiel nicht parat hat, warum eigentlich in Fürstenfeldbruck die Realschule nach „Ferdinand von Miller“ und die Volkshochschule nach „Gretl Bauer“ benannt ist, findet nicht nur Informationen, sondern auch die dazugehörigen Gesichter. Genauso begegnet man dem letzten königlich-bayerischen Posthalter Leonhard Erasmus Weiß, dem Architekten Adolf Voll, der Hebamme Maria Dehm, dem Fußballprofi Rudolf Brunnenmeier, Brauereibesitzerin Julie Mayr oder Schriftstellerin Irina Korschunow.
Rund um eine historische Karte angeordnet, gibt es zu jedem der 23 Orte einen interessanten Aspekt in Wort und Bild zu entdecken. Eine Postkarte von 1905 zeigt das Torfstreu- und Mullewerk Haspelmoor, das 1888 als einer der ersten Großbetriebe im Landkreis eröffnete und das Moor größtenteils entwässerte, um Torfprodukte herzustellen. Das erste kommunale Elektrizitätswerk Bayerns ging 1892 in Schöngeising ans Netz, seitdem hat Bruck eine Straßenbeleuchtung. Bereits ab 1880 entstand der Ausflugsverkehr der Münchner an den Ammersee, mit der Eisenbahn nach Grafrath und dem Amper-Dampfschiff nach Stegen. In Maisach wird nachweislich seit 1556 Bier gebraut. Die Grenze zwischen den Bistümern München-Freising und Augsburg verläuft mitten durch die Gemeinde Moorenweis – bis nach dem Zweiten Weltkrieg war der Landkreis fast gänzlich katholisch. Der Willibaldsritt in Jesenwang ist immaterielles UNESCO-Kulturerbe und das Hörbacher Montagsbrettl ist die älteste noch bestehende Kleinkunstbühne Bayerns.
Ein Zeitstrahl der Ereignisse beginnt gar bei der Würm-Eiszeit. Denn bereits vor 30 000 Jahren siedelten Menschen im Gebiet des Landkreises – darauf weisen Spuren hin, die bei Nebel (Germering) entdeckt wurden. Von der Stiftung des Zisterzienserklosters Fürstenfeld im Mittelalter über das Olympia-Attentat von 1972 geht es dann bis in die Gegenwart.
Die zahlreichen historischen Fotografien und Ansichten stammen zum Teil aus dem Familienbesitz von Privatleuten. Auch Jugendliche wirkten an der Ausstellung mit: Sie drehten Videos, wie ein Erklärvideo über das Landkreiswappen, einen Film über ihre Lieblingsorte und ein Interview mit dem Landrat – abzurufen über QR-Codes.
Die Ausstellung „Vom Landgericht zum Landkreis Fürstenfeldbruck 1823 – 2023“ ist bis zum 4. Februar 2024 im Außenbereich des Bauernhofmuseums Jexhof zu sehen und ist dort jederzeit zugänglich.