Ein Garten fürs Leben
Fotos: Corinna Eichberger-Renneisen, privat - Text: Petra Neumaier
Das Telefon der Kreisfachberatung für Gartenkultur und Landespflege steht selten lange still. Besonders seit Beginn der Pandemie. „Plötzlich wollen alle raus in den Garten oder auf den Balkon und möchten wissen, was sie wo am besten pflanzen oder umpflanzen sollen“, erzählt Sebastian Storch. Vor knapp einem Jahr hat der jetzt 39-jährige Brucker die Stelle, die es bereits seit 111 Jahren im Landkreis Fürstenfeldbruck gibt, von Horst Stegmann übernommen – und er ist voller Tatendrang. Denn gerade jetzt im Frühling gibt viel zu tun. Und das nicht nur am Telefon.
Friedlich still ist es im Kreislehrgarten in Adelshofen. Und obwohl das Frühjahr noch sehr jung ist, tobt hier das Pflanzenleben. Überall spitzt das erste Grün hervor, täglich praller werden die Knospen an den 78 Apfel- und 49 weiteren Obst- und Nussbäumen, Sträuchern und Beeren. Ein Paradies auf 7305 Quadratmetern. Besonders in der Blütezeit – und natürlich wenn geerntet werden darf. Seit 1995 wird hier bepflanzt, gehegt und gepflegt, auch ein Bauerngarten, Hochbeete, Teich, Weidentunnel nebst Tipi und sogar ein Lehrgebäude mit Mostraum sowie ein Brotbackofen finden sich hier. Sebastian Storch strahlt: „Ich freue mich total darauf, den Garten weiter und neu zu beleben.“
Die Betreuung des Kreislehrgartens – gerade wird ein Kräuterbeet angelegt, die Beschilderungen werden erneuert und es wird eine Mauer hochgezogen – ist nur ein Teil seiner Arbeit. So berät der Fachmann zusammen mit seiner Kollegin Michaela Schleicher Gemeinden bezüglich Pflanzungen und Pflanzenschutz, erstellt Baumpflegegutachten und Wertgutachten – allerdings nicht für Privat! Bürger beraten die beiden hingegen, bei Gemüseanbau und naturnaher Gartengestaltung, „ohne in die Gartenplanungen einzugreifen“, betont Sebastian Storch, der Gartenbauunternehmen nicht ins Handwerk pfuschen will. Gerne schaut er sich die Gärten vor Ort an. Beratungsgespräche über Giftpflanzen, die er hier zuweilen entdeckt, führt er ebenso.
Sein Augenmerk gilt zudem vor allem der Jugendarbeit. Denn gerade in dieser turbulenten und virtuellen Zeit sei es für Kinder immens wichtig, in der Natur zu sein und in Verbindung mit Pflanzen und der Erde zu kommen. Selbst Sebastian Storch ist immer noch aufs Neue fasziniert: „Es ist so spannend zu sehen, wie aus einem Samen eine Pflanze wächst, die man auch noch essen kann.“
Besonders im Trend sind gerade sogar die „Naschgärten“. Anfragen besonders für kleine Gärten und Balkone sind nahezu an der Tagesordnung. Sebastian Storch selbst baut auf seinem Garagendach sein Gemüse und seinen Salat an – obwohl er einen großen Garten hat. „Hier oben kommen keine gefräßigen Schnecken rauf“, sagt der Kreisfachberater glücklich.
Sebastian Storch, der seine Berufung zum Beruf gemacht hat, atmet tief durch. Seine Augen funkeln. „Ein Garten ist eine Lebensaufgabe“, sagt er und ergänzt mit einem Augenzwinkern: „Und sie füllt im besten Fall nicht nur Herz und Seele, sondern auch den Magen.“
Frühling im Garten
Zehn grüne Tipps von Sebastian Storch, Kreisfachberater für Gartenkultur und Landespflege
1. Jetzt ist ein guter Zeitpunkt seinen Boden untersuchen zu lassen, um den Nährstoffbedarf der Pflanzen zu ermitteln. Anschließend kann man bedarfsgerecht Kompost, Dünger oder Bodenverbesserer ausbringen.
2. Im Staudenbeet können im Frühjahr die Stauden zurückgeschnitten werden, bevor Tulpen und andere Zwiebelpflanzen austreiben.
3. Gerade im Frühjahr, wenn die Leitungen im Garten noch abgestellt sind, das Gießen der Kübelpflanzen nicht vergessen. Oft sind viele Kübelpflanzen über den Winter sehr trocken geworden und benötigen dringend Wasser!
4. Jetzt ist auch Pflanzzeit. Vorgezogene Frühjahrsblüher wie zum Beispiel Hyazinthen, Narzissen, Krokusse und auch Schneeglöckchen bringen Farbe in den Garten.
5. Im Haus überwinterte Balkon- und Kübelpflanzen kann man jetzt umtopfen, ausputzen und schneiden.
6. Optimaler Rückschnitt für Rosen ist im Frühjahr nach der Forsythienblüte. Ab diesem Zeitpunkt sind starke Minustemperaturen nicht mehr zu erwarten, die den Rosen schaden.
7. Auch Gemüsepflanzen wie Paprika, Aubergine oder Physalis und viele andere Gemüsepflanzen können jetzt vorgezogen werden.
8. Dahlien, Canna und Gladiolen blühen früher und wachsen den Schnecken davon, wenn man die Knollen jetzt topft und kühl bei 15 Grad vortreibt.
9. Im Obstgarten sollten spätesten jetzt die zurückgelassenen Fruchtmumien (faule Früchte) im Baum vor Beginn der Blüte der Bäume entfernt werden um Krankheiten vorzubeugen.
10. Erdbeeren können jetzt zur Verfrühung mit Flies abgedeckt werden.
Sebastian Storch, geboren in München und seit 17 Jahren wohnhaft in Fürstenfeldbruck, studierte erst Biologie, wechselte aber dann aber zur Hochschule Weihenstephan, um dort Garten- und Landschaftsbau zu studieren. „Ich wollte mehr mit Pflanzen zu tun haben und nicht nur darüber in Büchern lesen“. Im Anschluss war er Abteilungsleiter in der Baumschule Diessen und zuständig für den Versand und die Logistik, anschließend drei Jahre Kreisfachberater in Donauwörth und wechselte dann 2021 an die Kreisberatungsstelle in Fürstenfeldbruck. Zu seinen Aufgaben gehören die Betreuung des Kreislehrgartens in Adelshofen, sowie die Beratung von Gärtnern und Landschaftspflegern, Betreuung der 28 Gartenbauvereine und das Halten von Vorträgen. Er selbst ist seit Jahren außerdem 2. Vorsitzender der Blumen- und Gartenfreunde Biburg.
Der Kreisverband für Gartenbau und Landespflege Fürstenfeldbruck e.V. ist der Dachverband der 28 Gartenbauvereine im Landkreis. Er vertritt rund 7100 Mitglieder. Auf der Webseite www.garten-ffb.de finden Freizeitgärtner neben Informationen auch eine Plattform zum Erfahrungsaustausch. Weitere Informationen und Besichtigungstermine des Kreislehrgartens Telefon: 08141/519 -363 oder -923.