Fundamente setzen für die Zukunft
Fotos: Corinna Eichberger-Renneisen, Text: Petra Neumaier
Wenn Bürgermeister Hans Seidl (58) auf seinem Kraftort, dem Weinberg bei Diepoldshofen steht, atmet er auf. Er liebt die unterschiedlichen Perspektiven. Die bunten Farben der Wälder und Felder. Die Weite. Über die Schotterebene hinweg geht dann sein Blick, wo Büsche den Aspengraben und die Maisach in die Wiesen und Felder zeichnen – und bis zum Horizont, wo die Alpen das Panorama vom Himmel trennen. Nahezu die gesamte Gemeinde kann Hans Seidl von hier sehen. Da den Kirchturm und der markante Schornstein der Brauerei. Dort die bunte Realschule und die Hallen des Gewerbegebietes. Dahinter der ehemalige Militärflugplatz. Rechter Hand dreht sich das Maisacher Windrad und im Rücken schlummern friedlich auf ihren Hügeln und in den Tälern schmucke Dörfer. „Eine von Gott begnadete Gegend ist das hier“, sagt er und schließt in seinen ausgesprochenen Gedanken alles ein: Die Natur, die Lebensqualität und die Wirtschaft der Gesamtgemeinde Maisach.
Wirklich herrlich ist es hier oben! Aber müssen so große Gewerbegebiete in Maisach und Gernlinden sein?
Nun ja, sie begeistern wirklich nicht alle Bürger. Aber mit den Gewerbeeinnahmen haben wir es in den vergangenen schwierigen Jahren geschafft, nicht nur unsere Gemeindekasse stabil zu halten, sondern sozialen Ausgleich, Kindergärten, Schule, Freizeitanlagen, mehr Natur und Klimaschutz und natürlich Arbeitsplätze geschaffen.
Was ist für Sie die größte Aufgabe in den kommenden Jahren?
Das Gelände des ehemaligen Fliegerhorstes zu entwickeln. Fürstenfeldbruck möchte auf seinen Flächen einen neuen Stadtteil errichten – so groß wie Gernlinden! Wir sind froh, dass der größte Teil unserer Fläche des Geländes ein FFH Gebiet ist – verbleibt also für den Natur- und Landschaftsschutz. Das schafft wenigstens einen Puffer zwischen den beiden Kommunen. Die Planung der Stadt stellt unsere Gemeinde vor großen Herausforderungen, bringt aber auch große Chancen mit sich.
Die Vielfalt der Gemeinde ist beispielgebend. Aber kann es sich ein Durchschnittsverdiener noch leisten, in Maisach und Umgebung zu wohnen?
Tatsächlich ist es – wie überall –sehr teuer geworden. Wohnraum nach Marktpreisen entsteht derzeit überall, für Wohnraum, den sich Menschen mit geringen Verdiensten auch leisten können, muss die Kommune sorgen. Wir planen, den Sportplatz auf ein bereits baurechtlich überplantes Areal im ehemaligen Militärgelände zu verlegen. Auf dem freien alten Sportplatz sollen Wohnungsangebote geschaffen werden, auf einer Fläche von 2500 Quadratmetern auch geförderter Wohnraum.
Was verändert die Gemeinde selbst?
Wir erleben gerade einen großen Strukturwandel. Bauernhöfe werden aufgegeben oder abgerissen und durch große Mehrfamilienhäuser ersetzt. Auch im Ort wird immer mehr verdichtet. Die starke Nachverdichtung bedeutet auch weniger Grünstruktur, hier versuchen wir bestmöglich zusteuern.
Und was bleibt?
Hoffentlich die Natur. Die Vielfalt. Zum Glück haben wir eine Baumschutzverordnung in Gernlinden und Maisach und ein Gemeinderatsgremium, dass den Wert eines gesunden Wohnumfeld sehr achtet. Das gefällt zwar nicht allen Bürgern, aber eine Gemeinde ist nicht dafür da, es allen recht zu machen, sondern um Fundamente zu setzen oder zu bewahren, damit es auch den nachfolgenden Generationen gut geht.
Uns allen muss bewusst sein, dass nach uns noch viele Generationen kommen werden und und hier gute Lebensbedingungen vorfinden wollen.
Zur Person:
Aufgewachsen ist Hans Seidl in dem landwirtschaftlichen Betrieb seiner Eltern in Diepoldshofen, wo er heute noch lebt und den er auch noch im Nebenerwerb bewirtschaftet. Eigentlich wollte Hans Seidl gerne Landwirt werden, der Strukturwandel hat ihn dazu bewegt neben einer landwirtschaftlichen Ausbildung auch noch eine Ausbildung im Handwerk mit Meisterbrief abzuschließen, nach mehreren Fortbildungen war er zuletzt Abteilungsleiter der Fuhrparkverwaltung bei der Firma. Enaco in Maisach. Seit 1996 engagiert er sich in der Kommunalpolitik, wurde 2002 in den Gemeinderat gewählt und gewann 2008 erstmals die Wahl zum Bürgermeister Außerdem ist er Mitglied bei der Feuerwehr und in vielen Vereinen aktiv. Hans Seidl lebt gerne in Maisach und er ist gerne Bürgermeister. Auch in so anspruchsvollen Zeiten wie diesen. „Ich mag Herausforderungen“, sagt er. Und er ist ein Bürgermeister, der anpackt. Wie zuletzt beim Maisacher Volksfest, als er an den stark frequentierten Abenden kurzerhand als Kellner einsprang.