5 Fragen über das Reisen in der Pandemie
FOTO privat TEXT Petra Neumaier
Einfach losfahren. Im umgebauten Kastenwagen. Richtung egal. Wohin es halt gehen kann, in diesen Zeiten. Die Logopädin Saskia Traxler (28) und der Bauingenieur Max Brück (27) haben ihren – wenn auch modifizierten – Traum von August bis Februar lang gelebt. Mit ihrer Hündin Sahara waren sie tausende Kilometer unterwegs, in Kroatien, Montenegro, Albanien, Nord Mazedonien, Bulgarien, Türkei und Rumänien. Der Van wurde ihr Zuhause, fremde Menschen ihre Freunde.
Beneidenswert! Sieht das euer Umfeld auch so?
(Saskia) Teils, teils. Mal eher sorgenvoll, mal ein bisschen neidisch, aber auch voller Respekt.
Hattet ihr keine Angst wegen Corona?
(Max) Als wir losfuhren, war es in den Ländern noch entspannt. Und unser Van ist so ausgebaut, dass wir autark bis zu einer Woche in der Wildnis stehen können.
(Saskia) So sind wir weitestgehend unter uns. Aber natürlich informierten wir uns täglich über aktuelle Zahlen und Beschränkungen.
Es gab also keinen festen Reiseplan?
(Saskia) Das wäre gar nicht gegangen. Wir konnten ja nur dorthin, wo es noch erlaubt war. Start war in Kroatien. An der Mittelmeerküste entlang kamen schon die ersten Risikogebiete.
(Max) In Montenegro war Corona gar kein Thema. In Griechenland waren die Regeln so streng, dass wir über Bulgarien in die Türkei Richtung syrische Grenze fuhren.
Dort kamen der Winter und viel Schnee. Wo habt ihr überwintert?
(Saskia) In einer Selbstversorger-Kommune in Rumänien über „Workaway“. Das war nicht romantisch. Das Leben dort ist schwer.
(Max) Genauso wie die Feldarbeit. Hier waren auch viele Arbeiter, die wegen Corona aus Deutschland mussten.
(Saskia) Ein echter Perspektiv-Wechsel: Dort zu arbeiten, wo unsere Gastarbeiter herkommen.
Wie war das Heimkommen?
(Saskia) Anfangs eine Achterbahn der Gefühle. Man sieht die Familie und Freunde wieder, muss aber ständig aufpassen ...
(Max) … in der Natur konnten wir Corona oft ausblenden. Hier können wir dem Thema nicht aus dem Weg gehen.
(Saskia) Aber wenigstens haben wir durch die Auszeit noch genug Puste!
Max Brück und Saskia Traxler kennen sich schon seit dem Kindergartenbesuch in Eichenau, begegneten sich aber erst vor ein paar Jahren wieder und sind seit dem ein Paar. Eigentlich wollten sie – bevor sie eine Familie gründen – mit dem Fahrrad nach Indien radeln. Wegen der Pandemie wandelten sie den Plan in eine Tour mit dem selbstausgebauten Van um. Hier lebten sie vom Ersparten und versorgten sich selbst. „Wir haben viel Zeit und Energie dem Kochen gewidmet. Das war toll.“ Nach selbstverordneter Quarantäne bei der Rückkehr und permanenten Tests, reisen sie gerade mit dem Rad nach Skandinavien.