Mein Platz: Stockschützenanlage des Eichenauer SV
Foto: Corinna Eichberger-Renneisen
Text: Doris Stickelbrocks
Idyllisch liegt das Reich der Stockschützen nahe dem Eichenauer Badesee. Nach langen Wochen des Corona-Lockdowns steht das Tor zu den Trainingszeiten wieder offen. Sanft rauschend untermalt der Verkehrsfluss der B2 das schleifende Geräusch, wenn ein Stock über die Bahn schlittert, das Klacken, wenn er einen stehenden Stock anstößt, und die Gespräche der Stockschützen. Gesprochen wird lauter als sonst, denn zurzeit gilt auch hier die Devise: Abstand halten: Zwei Bahnen müssen frei bleiben, insgesamt dürfen maximal zwölf Spieler auf den Platz. Fred Xeller ist einer von ihnen. Seit der 73-Jährige vor 13 Jahren mit Tennis aufgehört hat, kommt er zweimal in der Woche hierher. Weil die Leute so nett sind und: „Je besser man das Spiel beherrscht, desto mehr macht es Spaß.“
1986 wurde die Anlage auf dem Gelände der Gemeinde eröffnet, ein Jahr nach Gründung der Stockschützen-Abteilung des Eichenauer SV mit elf Mitgliedern. Heute hat Abteilungsleiter Peter Huber 42 aktive Stockschützen auf seiner Liste, davon 15 Frauen. „Unser Durchschnittsalter ist 73 – wir könnten dringend Nachwuchs brauchen“, stellt der 62-Jährige fest. Fred Xeller, bis vor kurzem noch der sportliche Leiter, hat eine Theorie zum Nachwuchs-Mangel: „Wir sind hier zu nah an München. Da haben die jungen Leute so viele Möglichkeiten der Zerstreuung. Weiter draußen, in Aich, Landsberied oder auch Schöngeising haben die Stockschützenvereine mehr Zulauf.“
Die mit Spezialsteinen gepflasterte Fläche ist durch die verschiedenen Grau- und Rottöne der Pflastersteine in vier Bahnen eingeteilt. Weiße Kreise auf den roten Zielfeldern helfen dabei, die Endposition der geschossenen Stöcke zu überblicken. Denn deren Abstand zum beweglichen Ziel, der Daube, entscheidet über die Punkte für die beiden Mannschaften, die jeweils auf einer Bahn spielen.
Sport an der frischen Luft und mehr oder weniger ausgeprägter Wettbewerbs-Ehrgeiz – das ist die eine Sache. Mindestens genauso wichtig ist die Gemeinschaft der Eichenauer Stockschützen. Die gemütliche Hütte mit bayerischen Wirtshaustischen und Küche, die Biertisch-Garnituren und Zeltdächer, die auf der Rasenfläche aufgebaut werden, erzählen vom geselligen Beisammensein der Stockschützen. Und bei der Instandhaltung der ganzen Anlage packen alle mit an, das hat Tradition. Ein fast perfekter Ort, einzig ein ordentliches Örtchen würde Peter Huber sich dafür noch wünschen – derzeit eine Notlösung.
Wenn auch die regulären sportlichen Turniere für diese Sommersaison abgesagt sind, so hat Peter Huber noch einen Funken Hoffnung, dass im September zum fünften Mal das Dorfturnier stattfinden kann. Ein Dorffest, bei dem sich Mannschaften aus allen möglichen Bereichen – zum Beispiel Gemeinderat, Feuerwehr, Theatergruppe, Bauhof und Pfefferminzmuseum – im Stockschießen versuchen. Und „eine gute Gelegenheit, um den ersehnten Nachwuchs auf den Geschmack zu bringen.“ Doris Stickelbrocks
Bildtext – sofern mit Menschen drauf:
Abteilungsleiter Peter Huber, sportlicher Leiter Robert Thierfelder, sein Vorgänger Fred Xeller und Kassenwart Uwe Türpe sind regelmäßig auf der Stockschützenanlage des Eichenauer SV anzutreffen.