Fünf Fragen über das Streiten
Bloß kein Streit! Also schlucken. Nachgeben. Bis das Fass überläuft. Dann fliegen die Fetzen, dann wird ausgeteilt und schließlich, wenn die Köpfe rot geschrien und die Fäuste geballt sind, wird gar nicht mehr miteinander geredet ... „Sich anbrüllen oder sich verbal oder körperlich wehtun sind Ausdruck von Hilfslosigkeit“, sagt Marion Schek. Als Mediatorin kennt die Olchingerin sämtliche Muster des Streits und weiß, wie zerstrittene Paare, Familien, Nachbarn, Kollegen und sogar Firmen wieder ins Gespräch und zum Miteinander kommen.
Zweimal tief durchatmen vorm Reden, richtig zuhören, den anderen ernst nehmen, verstehen wollen und nie im Streit ins Bett gehen, das sind Marion Scheks Devisen bei Streitthemen. „Und wenn zwei Parteien gar nicht mehr miteinander reden, ist sowieso Hilfe von außen angesagt“, erklärt sie.
Kann man Streit vorbeugen?
Durchaus. Meist spürt man schon lange vorher, dass etwas nicht stimmt. Es ist wichtig, möglichst gleich zu sagen, wenn etwas nicht passt, man sich verletzt, verurteilt oder nicht gesehen fühlt.
Darf man streiten?
Natürlich! – Es ist sogar ungut, wenn Streit zu Gunsten einer Schein-Harmonie umgangen wird. Jeder hat ja Bedürfnisse, die geäußert und erfüllt werden wollen. Es kommt aber auf das „Wie“ des Streits an. Meist ist er zu 80 Prozent emotional und nur zu 20 Prozent sachbezogen.
Wie streitet man denn richtig?
Ein „guter“ Streit ist mehr eine Diskussion – ohne Beleidigungen und Anschuldigungen. Es ist eine Auseinandersetzung, miteinander oder mit einer Sache, mit dem Ziel, seine eigenen Anliegen zu äußern, die des anderen zu verstehen und gemeinsam eine Lösung zu suchen.
Was ist wichtig im Streit?
Das richtige Zuhören. Also nicht schon Gegenargumente sammeln, während der andere noch redet. Am besten wiederholen, was man verstanden hat und fragen, ob das so richtig ist. Außerdem: Du-Botschaften und Worte wie „immer“ oder „nie“ vermeiden oder streichen. Ebenso Aussagen, die beurteilen.
Und danach Friede, Freude, Eierkuchen?
Versöhnung heißt für mich, nicht so zu tun, als sei nichts geschehen, sondern auch darüber zu reden, was passiert ist, damit es beim nächsten Mal anders läuft.
Mediation ...
ist ein Verfahren, einvernehmlich Lösungen für Konflikte zu finden – beziehungsschonend und konstruktiv. Dabei übernimmt der Mediator die Rolle des neutralen Moderators, der die Gespräche klar strukturiert und die Konfliktpartner in Kontakt miteinander bringt.
Marion Schek (50), Diplom Betriebswirtin, war Ausbilderin für kaufmännische Berufe und Personalreferentin einer großen Bank. Später war sie als Consultant im Vertrieb tätig und ließ sich parallel zur zertifizierten Mediatorin ausbilden. Nebenberuflich arbeitet die Mutter von drei Kindern seit vier Jahren als Mediatorin, Coach und Trainerin im Bereich Kommunikation und Konfliktmanagement. (www.bewithpeople.de)