Die Idylle an der Amper

Die Idylle an der Amper

Das Haus: eine großzügige Backsteinvilla im Stil der 80-er Jahre. Der Garten: ein Park mit riesigen Pappeln, einem Teich mit Insel, einem Steg mit Amper, einer Hütte mit Freisitz. „So was kann man nicht erwerben, nur erben“, sagt Peter Seitz in die Idylle. Zwischen Emmeringer Leite und Emmeringer Straße schlummert ein Paradies, das zu Wasser wie zu Lande sehnsüchtige (zuweilen auch neidvolle) Blicke auf sich zieht. Der sportliche 79-Jährige winkt ab. „So ein Besitz bedeutet auch Verpflichtung und Arbeit“, sagt er dennoch stolz und vor allem die Arbeit stellt man ihm angesichts der Größe nicht in Abrede.

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Das früher sumpfige und verschilfte Grundstück gehört seit jeher der Familie seiner Frau mütterlicherseits. 1935 bekam es die Schwiegermutter, die aus einem Hotel stammte, von den ihren Eltern als Aussteuer übertragen. Mangels Wertstoffhof in Fürstenfeldbruck diente es in diesen frühen Zeiten noch als Mülldeponie des Hotels, dann wurde Bau- und Kriegsschutt über die Jahre hier abgelagert (beim Aushub des Hauses kommen Jahrzehnte später Scherben, Stahlhelme und Flaschen zum Vorschein). In den 50er-Jahren wurde beim Ausbau der Emmeringer Straße noch zusätzlicher Schutt eingefahren.  

Allmählich wurde aus dem Sumpf „Festland“. Im Zuge des anschließenden Planierens ließ der Schwiegervater, ein passionierter Angler, den großen Teich anlegen. Karpfen kamen hinein, später setzte Peter Seitz Forellen hinzu. Das Pfingsthochwasser wird 1999 dann nicht nur den Garten nebst Teich überfluten Die Amper nimmt auch die Fische mit. Nur ein „depressiver“ Karpfen blieb zurück. Er zieht heute noch einsam seine Kreise um die Insel, wo im Frühling gerne Wildgänse brüten.

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„Wildromantisch“ sah der Garten in diesen frühen Jahren aus. Lediglich an der Amper stand eine kleine Hütte, wo sich die Familie gerne zum Kaffeetrinken und zum Schwimmen in der Amper traf.

Als 1968 der junge Realschullehrer in die Familie einheiratet, beginnt er das Grundstück zu kultivieren und zu mähen. Anfangs mit einem Handmäher. 1973 beschließt das Paar, sich hier fest niederzulassen. Erst plant es ein Fertighaus. Dann entscheidet es sich für ein gemauertes Gebäude, das funktional flexibel und nach ihren Wünschen ist. Die wichtigste Vorgabe für den Architekten: Der Garten muss ins Haus. 

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Groß werden die Fenster, breit die gläsernen Fronten. Das Wohnzimmer ist versenkt, drei Stufen tief. Der Ausblick fasziniert. Ein live 3-D-Kino ohne Vorhang. Offen ist auch der Wohnbereich: Küche und Essplatz schweben regelrecht über dem Wohnzimmer. Die Büros und Schlafräume zweigen vom langen Flur ab. Teils ebenerdig, teils durch ein paar wenige Stufen mit dem anderen, etwas erhöhten Trakt verbunden. Unkonventionell und doch sehr heimelig wirkt das Haus, das ohne rechte Winkel auskommt. Stellwände gibt es trotzdem, für Bücherregale oder den antiken Bauernschrank (in dem sich der Fernseher versteckt), sowie den Kamin. Ihn lassen die Seitz schon bald zum funktionaleren Ofen umbauen. „Holz haben wir ja genug.“  

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Das doppelte Mauerwerk lassen sie unverputzt. „Die Arbeiter haben sauber gemauert – es wäre ein Jammer, das hinter dem damals modischen  und geplanten Schlemm-Putz zu verstecken“, finden sie (mussten sich aber manche missbilligenden Kommentare dazu anhören). Überhaupt macht der vierköpfigen Familie das Heim, das sie 1975 beziehen, „wahnsinnig viel Freude.“ Weil sich zum einen das „Schachtelhaus“, wie es ein Bauamtsmitarbeiter benennt, familiären Veränderungen anpasst: Wo die Schwiegermutter eingeplant war, wird vermietet, Kinderzimmer werden in jungen Erwachsenenjahren zu abgetrennten Wohnbereichen. Die eigenen Kinder sind längst weggezogen, heute sind junge Studenten begeisterte Mitbewohner.  Im Souterrain haben nun die vier Enkelkinder einen wunderschönen Spiel- und Schlafbereich, wenn sie zu Besuch sind.

 

Zum zweiten musste in 43 Jahren nichts ersetzt werden! Die Holztüren und Fenster schließen einwandfrei, die Fliesen sind wie neu, die Balken frisch wie am ersten Tag. „Tolle Handwerker“, lobt Peter Seitz mehr als einmal. Und sogar das Hochwasser von 1999 konnte keinen Schaden anrichten. Denn die Wannen hielten dicht. 

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Feiern und gemütlich beieinandersitzen tun die Seitz gern. Und überall im Garten. Die vordere Terrasse ist geschützt und perfekt zum Grillen. Sogar an Weihnachten gelegentlich noch. Auf dem hinteren Freisitz schweift der Blick über den herrlichen Park. Unter der blühenden Schirmhortensie lässt es sich gut träumen, und dann gibt es ja noch die historische Hütte an der Amper, mit Tisch und Bank und Stromanschluss für die Kaffeemaschine ... – eine Idylle. 

 

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Peter Seitz, der eigentlich Sänger werden und dann doch auf Wunsch des Vaters neben Gesang auch Biologie und Chemie auf Lehramt studierte, wurde letztendlich zwar Lehrer. In  und vor allem nach den 38 Berufsjahren, die er etliche Jahre als zweiter Schulleiter der Fürstenfeldbrucker Realschule verbrachte, ließ die Bühnenkunst ihn nicht los. Seit Jahrzehnten singt er im Philharmonischen Chor Fürstenfeld, fast ebenso lange ist er einer der Hauptdarsteller in den Faschingskonzerten. Zehn Jahre war er Mitglied der „Opernbayern“, die in ganz Deutschland mit ihren bayerisch transferierten Opern auftraten.

 

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Die rund 40 Meter hoch in den Himmel ragenden Pappeln wurden einst von der Schwiegermutter gepflanzt. Zwischen ihnen steckt quer ein Balken, an dem sich eine Schaukel im Wind wiegt. In der Vergangenheit waren die Pappeln zudem Bühne für Theaterspiele bei privaten Feiern.

 

FRÄULEIN MÜLLER UND IHR GESPÜR FÜR KARTOFFELN

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