Willkommen in den 70ern

Willkommen in den 70ern

Der Garten ist ein Paradies: An den alten Obstbäumen lehnen dunkle Holzleitern. Eine Bank und ein Tisch laden unter den knorrigen Ästen zum Träumen ein. Im großen Gemüsegarten hängen die letzten Früchte und wohin man auch schaut, leuchten die Herbstblumen in allen Farben. In den Garten haben sich Peter Trocha, seine Partnerin Gabriele Gutmair und ihr Sohn als erstes verliebt. Obwohl es damals ein regnerischer, kalter Februartag war, als sie zum ersten Mal nach Schöngeising kamen. Erst dann verliebten sie sich in das Haus. Kein Schmuckstück, ein nüchterner 0-8/15 Bau von etwa 1970, der vier Jahre lang leer stand und auf neue Besitzer wartete ... Als die beiden jedoch eintraten, wussten sie sofort: Das ist es! Stilvoll und authentisch renovierten sie es in Eigenregie. Ein Abenteuer, das sich sehen lassen kann.

In den Garten hat sich die Familie als erstes verliebt - kein Wunder!

In den Garten hat sich die Familie als erstes verliebt - kein Wunder!

Für Peter Trocha und Gabriele Gutmair kam nie in Frage, das alte Haus abzureißen. Im Gegenteil. Sie beließen es bewusst und gerne im Stil der 70er-Jahre, tauschten noch nicht einmal die Holzfenster aus, sondern ließen sie wieder zurecht schleifen und abdichten. Auch ließen sie die Lampen hängen, die Beschläge an den Türen und das Regal an der Wand. Retro mit modernen, farbigen Akzenten, wohnlich und außergewöhnlich. „Ein ehrliches Haus“, sagt sein Besitzer stolz, „ohne Schnörkel und Schnickschnack.“ Und ein Haus, in das sogar all ihre Möbel aus der Mietswohnung passten wie angegossen. „Als hätte es nur auf uns gewartet.“

Vater, Sohn und Katze fühlen sich im 70er-Jahre-Haussichtlich wohl - die Mutter natürlich auch.

Vater, Sohn und Katze fühlen sich im 70er-Jahre-Haussichtlich wohl - die Mutter natürlich auch.

Peter Trocha, der Kinderpsychotherapeut, lacht laut auf, wenn er sich erinnert, wie wenig er noch vor gut einem Jahr von Häusern im Allgemeinen und ihrer Renovierung im Besonderen wusste. Auf „YouTube“ schaut er sich damals Handgriffe ab, lernt Fachbegriffe, outet sich in Baumärkten als „Greenhorn“. An einem Samstag im Juni rücken 18 Freunde an. Fliesen abschlagen, Böden, Heizkörper, eine Wand und viele Rohre herausreißen. „Jetzt haben wir das Haus kaputt gemacht!“, denkt er damals verzweifelt angesichts der Ruine.

Stilistisch angepasst und von der Schreinerin eingepasst ist die Küche des Hauses.

Stilistisch angepasst und von der Schreinerin eingepasst ist die Küche des Hauses.

Nur drei Monate harte Wochenendarbeit mit Schleifmaschinen, Flex, Bohrern und Betonmischen später zieht die Familie ein. „Es lief wie geschmiert“, sagt Peter Trocha glücklich und meint damit auch die Hilfe der Nachbarn. Wie dem Heizungsbauer von nebenan, der innerhalb von zwei Wochen die Fußbodenheizung und den Luft-Wärmetauscher installiert. Und der zudem den Elektriker organisiert.

Dass sie wie selbstverständlich und vom ersten Tag an von den Nachbarn aufgenommen wurden, hat die Großstadtmenschen positiv überrascht. Wenn ihnen auch anfangs die in Badehose und Bikini auf der Straße laufenden Schöngeisinger merkwürdig vorkamen. Längst schließen sie sich den Amperbadenden an. „Man entschleunigt auf dem Land“, sagt Peter Trocha, der sichtlich genießt. Er und seine Frau besonders den Garten und der Sohn das Haus. „Wenn er jetzt oben vom Bett springt, ist es unsere Lampe, die wackelt“, lacht sein Vater.

Retten, was zu retten ist

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