Dorthin, wo der Pfeffer(minz) wächst

Dorthin, wo der Pfeffer(minz) wächst

Die Ernte wird gut. Daran hegt Hans Kugler keine Zweifel.Die schönen Sommertage, die von kräftigem Regen gesegnet waren, ließen die Pflanzen geradezu wuchern. Buschig haben sie ausgetrieben. Dunkelgrün und knackig sind ihre Blätter, die so herrlich frisch duften, wenn man sie sanft zwischen den Fingern reibt. Die Pfefferminze gehört zu Eichenau wie Hans Kuglerzum Pfefferminzmuseum. Seit 25 Jahren leitet er als Vorstand des Fördervereins dieEinrichtung im Souterrain des Schulnebengebäudes und füllt sie zusammen mit seinen Kollegen mit Leben – und mit Tee!

Etwa 1000 Quadratmeter baut der Verein in Eigenregie an – ein winziges Areal im Vergleich zu den früheren Anbauflächen des Ortes. Im kommen den Jahr werden es genau 100 Jahre sein, als Adolf Pfaffinger die ersten Ausläufer der englischenMitcham-Minze nach Eichenau brachte und damit der für viele Jahrzehnte erfolgreichsteWirtschaftszweig begann:

In ganz Europa war Eichenau als Anbaugebiet hochwertigsterpharmazeutischer Pfefferminze bekannt. 1939 wurden 62 Anbauer auf 400 000 Hektar gezählt. „Eigentlich jede Hausfrau half damals mit“, erzählt Hans Kugler, auch seine eigene Mutter.

Die Arbeit auf den Plantagen war hart und ist es heute noch: Sieben Mal im Jahr muss das Feld per Hand „durchgegrast“ und von Unkräutern befreit werden. „Eine bucklige Arbeit“, sagt der 67-Jährige, der einst zweimal Vize bei Deutschen Meisterschaften im Gewichtheben war. Für den noch immer starken Mann und seine freiwilligen Helfer bedeutet das: 22 Reihen á zweieinhalb Stunden säubern! Der erste Schnitt im Frühsommer erfolgt ebenfalls per Hand und Messer.

Erst der zweite im September wird mit der Spezialsense „gemäht“. Dann werden die Stiele von den Blättern entfernt – mit tränenden Augen: So intensiv sind die ätherischen Öle der Pflanze! „Kein Spaß“, sagt Hans Kugler, „daran muss man sich erst gewöhnen“. Getrocknet werden die Blätter dann in der 2016 neu gebauten Teehalle. Dass die Eichenauer durch Spenden den kommunalen Zuschuss so aufstockten, dass die Halle schuldenfrei gebaut werden konnte, freut den Druckereibesitzer in Rente sehr.

Mindestens genauso jedenfalls, wie das stetig wachsende Interesse an dem Museum. Das entstand vor gut 30 Jahren auf Initiative der Wählergruppe Unabhängig Eichenau und unter federführender Leitung seines Vaters. Gemeinsam mit seinen Vorstandskollegen ist Hans Kugler (neben einem Buch und weiteren Ausstellungen zur Ortsgeschichte) ständig am Verbessern der Exponate.

Pro Woche, schätzt der zweifache Großvater vorsichtig, verbringt er hier einen halben Tag oder drum herum. Im Sommer natürlich mehr als im Winter. Dann ist er jeden Tag draußen, schaut, was zu tun ist und koordiniert Einsätze. Der „Lohn“: Viele Besucher an den sonntäglichen Öffnungszeiten (14 bis 16 Uhr, Eintritt frei). Vor allem jetzt ab September, wenn es im Museum – und nur hier – den echten Eichenauer Pfefferminztee zu kaufen gibt. Dazu steigt die Zahl der Sonderführungen. „Im MVV Wanderkatalog sind wir drin“, sagt der Eichenauer, der übrigens auch seit 50 Jahren im BRK-Bereitschaftsdienst aktiv ist. Sogar von Übersee ist das Interesse groß. Hans Kugler schmunzelt: Weltweit, so wirbt das Museum, ist es ja das einzige seiner Art. „Und bislang hat noch niemand widersprochen.“ Petra Neumaier

Elisabeth Lang

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Keine Panik!

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