Gertraud Thümmel
Es ist der Abend des 26. Aprils, als Gertraud Thümmel über den roten Teppich vor der Münchner Residenz eilt. Eine Traube von Menschen drängt sich in dem Eingang, wo ein Mitarbeiter des Bundeskriminalamtes ihr ein Armband umlegt, bevor sie in den Saal eintreten darf. Gertraud Thümmel, die Künstlerin aus Olching, prüft nervös den Bundesverdienstorden, den sie laut Anweisung genau „eine Handbreit unter der linken Schulter“ trägt. Wegen ihm wird die 67-Jährige mit Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und Ministerpräsident Horst Seehofer zusammentreffen. Der Höhepunkt der höchsten Ehrung, die Gertraud Thümmel zuvor erhielt. Weil sie eine Mutter ist, die sich zeitlebens aufopferungsvoll um ihre beiden behinderten Kinder kümmert. Weil sie eine Frau ist, die sich für alte und behinderte Menschen innerhalb und außerhalb des Olchinger Seniorenrates einsetzt. Und weil sie eine Kämpferin ist, die trotz eigener gesundheitlicher Probleme nie ihren Kampf für Benachteiligte aufgab. Überglücklich ist sie über die Begegnung mit den hohen Politikern. Stolz über den Orden. Die öffentliche Anerkennung war nie ihr Streben, sie tut ihr aber sichtlich gut. „Sie gibt mir neue Kraft“, sagt Gertraud Thümmel und ihre Augen strahlen. „Ich freue mich jeden Tag darüber.“